CD: Silberscheibe feiert 25. Geburtstag

Mit der Compact Disk aus Kunststoff von Bayer begann vor 25 Jahren der Siegeszug der Digitalisierung. Das Bayerwerk Krefeld-Uerdingen ist weiterhin die "Hochburg" für die CD-Massenproduktion.

Düsseldorf. Mit der schwedischen Popgruppe Abba fing im Sommer 1982 alles an: Ihr Album "The Visitors" kommt als weltweit erste CD aus Bayers Kunststoff Makrolon auf den Markt. Damit beginnt die Ära der Compact Disc. In den nächsten Jahren verdrängt die silbrig glitzernde Scheibe Schallplatte und Magnetband - beides analoge Quellen. Die Digitalisierung begann. "Wie diese kleine Scheibe die Welt verändern würde, das ahnten wir damals noch nicht", erinnert sich Innovations-Leiter Hartmut Löwer von Bayer MaterialScience. Inzwischen hat sich auch die CD weiterentwickelt - vom Musikträger zum Datenträger und Videoträger in Form der heutigen DVD. Das Basismaterial, ein speziell zugeschnittener Polycarbonat-Typ, wurde mehrfach modifiziert. Im Bayer-Konzern, der 30 Prozent Weltmarktanteil hat, heißt das Material Makrolon.

Krefeld-Uerdingen ist die Wiege der CD-Massenproduktion

Bis heute ist das Bayerwerk Krefeld-Uerdingen, in dem der Kunststoff 1953 auch entwickelt wurde, mit 300 000 Tonnen Jahreskapazität die "Hochburg" für Makrolon, so zu sagen die Wiege für die CD-Massenproduktion. Derzeit werden pro Jahr weltweit mehr als 900 000 Tonnen Polycarbonat für die Herstellung optischer Datenträger verbraucht. Das reicht bei einem Kunststoffverbrauch von 16 Gramm pro CD für viele Milliarden Silberlinge. Eine CD, die zu 99 Prozent aus Makrolon besteht, kostet nur ein paar Cent. Gepresst wird eine Silberscheibe heute in weniger als drei Sekunden. 1982 dauerte es noch 27 Sekunden. Und doch: Auch die Zeit der CD beginnt - wie vor 25 Jahren die der schwarzen Vinyl-Schallplatte - abzulaufen. Die DVD (Digital Versatile Disc) hat ihr bei vielen Anwendungen wie Musik-Videos mit zehnfacher Kapazität bereits den Schneid abgekauft. HD-DVDs und Blu-ray-Discs erhöhen den Speicherfaktor auf hundert und mehr. Die nächste Revolution sind holografische Speicher, die ganze Datenblöcke in Form von Hologrammen auf die Scheiben ablegen. Schreib- und Leseprozesse werden so um ein Vielfaches schneller. Die CD, die Beethoven-Sinfonien in Form von Milliarden Löchern ablegt, dürfte dann ausgedient haben. Aber es wird CDs noch etliche Jahre weiter geben.

Beethovens 9. Sinfonie gibt der Musik-Cd den Takt und die Länge vor

Kapazität: Wie viel Speicherplatz eine Musik-CD haben sollte, dafür soll vor 25 Jahren Beethoven mit der Länge seiner 9. Sinfonie verantwortlich gewesen sein. Wer auf die Idee mit Beethoven kam, dafür gibt es zwei Versionen: Zum einen soll der verstorbene Star-Dirigent Herbert von Karajan dafür gesorgt haben, dass sein Lieblingsstück komplett auf eine der Scheiben passte. Zum anderen soll der damalige Sony-Chef Akio Morita - ebenfalls Beethoven-Fan - die heutige Länge bestimmt haben. Daten: Seit 25 Jahren hat eine Musik-CD jedenfalls bis heute einen Durchmesser von zwölf Zentimeter und bietet Platz für 74 Minuten Musikvergnügen. Hinsichtlich der Größe der kreisrunden Aussparung in der CD-Mitte setzte sich Mitentwickler Philips durch. Als Maßstab für die bis heute üblichen fünfzehn Millimeter Durchmesser diente die damals weltweit kleinste Münze, das holländische Zehn-Cent-Stück. Der Werkstoff ist bis heute Polycarbonat, 1953 von Hermann Schnell bei Bayer entwickelt.

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