Brummende Konjunktur: Für viele bald mehr Lohn

Berlin (dpa) - Viele Beschäftigte in Deutschland bekommen den Aufschwung schon bald im Geldbeutel zu spüren. So erhält jeder dritte in der Metall- und Elektroindustrie nach einer Umfrage der „Bild“- Zeitung schon im Februar mehr Lohn.

Auch in anderen Branchen dürfte sich die gute Konjunktur nach Ansicht des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) bemerkbar machen. Größte Gefahr für das Wachstum ist aber die mangelnde Stabilität der Finanzmärkte, wie der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnt.

Mindestens 1,17 Millionen der bundesweit 3,4 Millionen Metaller bekommen schon zum 1. Februar 2,7 Prozent mehr Geld, wie die „Bild“- Zeitung (Samstag) unter Berufung auf eine Umfrage in den sieben IG- Metall-Bezirken schreibt. Das ist zwei Monate früher als im Tarifvertrag vereinbart. Grund dafür sei die gute Auftragslage vieler Unternehmen.

Nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags können sich auch andere Arbeitnehmer auf ein Lohnplus freuen. „Dort, wo es wieder gut läuft, wird es zweifellos auch wieder mehr Geld geben“, sagte DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). Dennoch sei Augenmaß nötig.

Für ein kräftiges Lohnplus von 3 bis 3,5 Prozent sprach sich der Leiter des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, in einem Gastbeitrag für die „Wirtschaftswoche“ aus. Widerspruch kam dagegen vom Präsidenten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Dennis Snower: „Für Tarifsteigerungen auf breiter Front gibt es 2011 keinen Spielraum“, schrieb er in seinem Gastbeitrag für das Magazin.

Unterdessen sieht der BDI 2011 die größte Gefahr für das Wirtschaftswachstum in der mangelnden Stabilität der Finanzmärkte. Grundsätzlich gehe man mit großer Zuversicht ins neue Wirtschaftsjahr, sagte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings müsse man „aufpassen, dass uns die Finanzseite nicht die Ernte verhagelt“.

Bedenken bestünden inzwischen nicht mehr so sehr bei der Kreditversorgung. Die Kreditnachfrage sei deutlich weniger hoch als angenommen. „Mich macht die Frage unruhiger: Wie stabil ist insgesamt der Finanzmarkt“, sagte Keitel.

Nach zuletzt starkem Wachstum müssen sich dagegen Exportfirmen nach Einschätzung von Branchenvertretern auf einigen Gegenwind einstellen: Neben ausufernden Handels- und Währungskonflikten könnte ihnen ein möglicher Dollar-Verfall im Laufe des Jahres sehr zu schaffen machen. Außenhandelspräsident Anton Börner sagte „Euro am Sonntag“, eine solche Entwicklung sei „wegen der massiven Geldmengenausweitung in den USA“ ab der zweiten Jahreshälfte zu erwarten und sie könne den deutschen Export in diese Region beeinträchtigen.

BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf sorgt sich vor allem wegen steigender Rohstoffpreise und der Rohstoffversorgung. Dennoch sieht er den Export weiterhin als einen wichtigen Wachstumsmotor: „Die deutschen Exporte werden auch in diesem Jahr überdurchschnittlich wachsen.“ Laut einer aktuellen BDI- Branchenumfrage werden die Industrie-Ausfuhren 2011 um 7,3 Prozent zunehmen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr gab es demnach ein Plus von mehr als 17 Prozent.

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