BP-Chef: Deutschland braucht eigene Raffinerien

Bochum (dpa) - Die europäische Mineralölwirtschaft hat mit drastischen Überkapazitäten im Raffineriesektor zu kämpfen. Der Chef der BP Europa SE, Uwe Franke, sorgt sich deshalb um die Zukunft der Branche in Deutschland.

„Wir brauchen Raffinerien noch sehr lange, um die Kraftstoffqualitäten zu bekommen, die wir haben wollen“, sagte Franke der Nachrichtenagentur dpa. Es sei keine kluge Idee, die Raffineriewirtschaft langfristig durch Importe zu ersetzen. „Die Versorgungssicherheit muss aufrechterhalten werden.“

Die aktuellen Überkapazitäten der europäischen Raffinerien bezifferte Franke auf 15 bis 20 Prozent. „Das kann durchaus noch mehr werden“, sagte der BP-Vorstandsvorsitzende. In Deutschland verkauft die Mineralölwirtschaft Jahr für Jahr etwas weniger Ölprodukte, einzig Dieselkraftstoff weist über längere Zeit noch ein leichtes Wachstum auf. „Das einzige, was steigt, ist der Dieselverbrauch im Lkw-Bereich.“ Immer effizientere Motoren und Maschinen, der Trend zu erneuerbaren Energien und der steigende Anteil von Bio-Kraftstoffen tragen dazu bei, den Verbrauch fossiler Energieträger zurückzudrängen - wobei dieser Trend schon länger anhält als die aktuelle Debatte.

„Weitere Überkapazitäten sind programmiert. Deshalb müssen die Raffinerien ihre Schularbeiten machen, sonst überleben sie nicht“, sagte der BP-Chef. Für sein eigenes Unternehmen sei er zuversichtlich, dass die BP-Raffinerien den bevorstehenden Strukturwandel überstehen. Mit einer Verarbeitungskapazität von rund 17 Millionen Tonnen Rohöl im Jahr unterhält BP das zweitgrößte Raffinerienetz in Deutschland. Neben den Raffinerien in Gelsenkirchen und Lingen, deren Betreiber BP ist, hält der Konzern noch Beteiligungen an den Raffinerie-Standorten in Schwedt, Karlsruhe und Ingolstadt.

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