Börse ist in Partystimmung

Aktienkurse sind auf Höhenflug — trotz Euro-Krise und schwächelnder Konjunktur.

Frankfurt. Partylaune an den Börsen: Investoren setzen verstärkt auf Aktien, auch weil die Alternativen in Zeiten niedriger Zinsen rar sind. Die Sorgen um die Euro-Schuldenkrise und eine globale Konjunkturflaute sind jedenfalls vorerst verpufft: Die Anleger vertrauen auf die Zusage von Währungshütern und Politikern, den Euro um jeden Preis zu retten.

Für gute Stimmung und Hoffnung auf einen Aufschwung sorgen auch die weit geöffneten Geldschleusen der Notenbanken von Asien über Europa bis nach Amerika.

„In der Eurozone stehen die Rettungsschirme für die Solidarität unter Freunden. Dies ist die Basis für eine globale Konjunkturerholung im kommenden Jahr“, schreiben Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) und prophezeien weitere Wertzuwächse: „Der Dax dürfte die (. . .) Höchststände aus den Jahren 2000 und 2007 in Angriff nehmen.“

Das kleine Zwischentief vom November ist abgehakt. Inzwischen nimmt der Deutsche Aktienindex wieder Kurs auf 7500 Punkte. Das wäre nach dem Höhenflug mit satten Gewinnen von fast 25 Prozent seit Dezember 2011 ein neues Jahreshoch.

Trotz des Kursfeuerwerks sehen Analysten noch Potenzial nach oben: „Deutsche Aktien bleiben für mich ein klarer Kauf“, sagt Fidelity-Fondsmanager Christian von Engelbrechten. Seinen Optimismus begründet er mit der guten Entwicklung der Firmen und den Maßnahmen der Politik. Auch die Strategie der Europäischen Zentralbankdürfte die Konjunktur stützen.

Das Interesse der Privatanleger an Aktien ist derzeit sehr hoch, zumal immer weniger in festverzinsliche Anlagen investieren wollten, wie Peter Schirmbeck, Leiter Privatkundengeschäft der DZ Bank, sagt. Während Investoren mit Tages- oder Festgeld nicht einmal den Inflationsverlust ausgleichen könnten, würden Aktien interessanter.

Auch sonst gibt es immer weniger viel versprechende Alternativen für Menschen, die Geld auf der hohen Kante haben. Gerade in Deutschland vertrauen Anleger auf Edelmetalle und Betongold. Doch Gold ist teuer, und die Immobilienpreise in attraktiven City-Lagen steigen rasant.

„Die Deutschen fallen auf Dinge herein, die vermeintlich Sicherheit versprechen“, sagte der New Yorker Fondsmanager Michael Keppler dem „Handelsblatt“. Immobilien seien längst nicht so sicher, wie die Leute glaubten. Gemessen am Ertrag und an der Substanz seien Aktien derzeit günstig bewertet.

Ins gleiche Horn stößt Jürgen Meyer von SEB Asset Management, der angesichts der hohen Preise derzeit sogar eher zum Verkauf von Gold oder Wohnimmobilien rät: „Bei Aktien erstklassiger Firmen liegen selbst die Dividendenrenditen höher als die Mietrenditen vieler Wohnimmobilien. Von den Gewinnen ganz zu schweigen.“

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