Blitzabschluss macht Metaller froh

Die Krise macht es möglich: Die Partner einigen sich ohne vorherige Drohgebärden und Säbelrasseln.

Düsseldorf. Zumindest an einem Ritual hielten Arbeitgeber und Gewerkschaft eisern fest: Es musste ein Verhandlungsmarathon werden, der an die Schmerzgrenze ging. Doch nach 15 Stunden war der Abschluss für die 700 000 Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie Nordrhein-Westfalens unter Dach und Fach - und damit auch der Pilotabschluss für die gesamte deutsche Metallbranche mit 3,4 Millionen Beschäftigten. Im Eiltempo kamen Arbeitgeber und Gewerkschaften in der zweiten Tarifrunde zum Ergebnis.

Übermüdet, aber zufrieden präsentierten die Verhandlungsführer der Arbeitgeber und der Gewerkschaft, Horst-Werner Maier-Hunke und Oliver Burkhard, den Tarifvertrag "Zukunft in Arbeit". "Wir haben hart verhandelt und sind auch in schwierigen Zeiten in der Lage, gute Ergebnisse zu erzielen", sagte Burkhard. Auch Maier-Hunke und Gesamtmetall-Chef Martin Kannegiesser begrüßten die Einigung: "Wir haben sehr früh erkannt, dass wir etwas tun müssen für die Sicherung der Arbeitsplätze."

Es war eine Einigung im Rekordtempo, wie es sie in der deutschen Tariflandschaft selten gegeben hat - schon gar nicht mit der sonst eher kämpferischen und streikfesten IG Metall. Doch Not, sprich die schwere Wirtschaftskrise, macht erfinderisch: Zum ersten Mal verzichtete die IG Metall auf eine konkrete Entgeltforderung und jegliche Drohgebärden.

Doch als lahme Ente sieht IG-Metall-Chef Berthold Huber seine Organisation keinesfalls: "Was ist ambitionierter als Beschäftigung zu sichern in der größten Wirtschaftskrise?" Zugleich forderte er die Unternehmer auf, die neu geschaffenen Instrumente im Alltag umzusetzen.

Angesichts der schweren Krise, die vor allem den Maschinenbau durchrüttelt, standen die Tarifpartner unter enormem Handlungsdruck: Die Unternehmen wollen bei schlechten Geschäften Planungssicherheit für die Zukunft. Gleichzeitig sind die Beschäftigten an sicheren Jobs interessiert, die mit der gesetzlichen Kurzarbeit erhalten werden konnten. Diese Menschen über den neuen Tarifvertrag "Zukunft in Arbeit" in Brot und Lohn zu halten, war das zentrale Anliegen der IG Metall. Und das sei erreicht worden, frohlockte Burkhard: "Niemandem muss in der Krise gekündigt werden."

Wie notwendig der Tarifvertrag für die Metaller in Deutschland ist, zeigt allein ein Blick auf die Zahlen. Bundesweit sieht die IG Metall bis Ende 2012 rund 700 000 Jobs bedroht, wenn die Kurzarbeit ausläuft und Anschlussinstrumente fehlen. Dieser Schleuse haben die Tarifpartner einen Riegel vorgeschoben.

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