Billigflieger im Aufwind

Die Vorwürfe gegen Fluggesellschaften wie Ryanair und Easyjet sind vielfältig. Doch der Erfolg gibt ihnen Recht.

London. „. . . another on-time Ryanair-Flight“, krächzt die Tonband-Stimme in der Maschine der irischen Fluggesellschaft. Kurz davor hat das Ertönen der berühmten Fanfare schon kundgetan, dass der Billigflieger ein paar Minuten früher gelandet ist, als auf dem Flugplan ausgedruckt ist. Eine der großen Stärken von Ryanair, die den Iren ein Wachstumsjahr nach dem anderen bescheren. Wie die britische Konkurrenz von Easyjet befinden sich die Iren mit ihrem strengen Preis-Regime im Aufwind. Die Fluggäste auf den meist kurzen Strecken in Europa scheinen einem günstigen Ticket den Vorzug vor Bequemlichkeit zu geben.

Europaweit ist 2012 die Zahl der Strecken, die von Billigfliegern bedient werden, um sechs Prozent auf 7000 gewachsen — Rekord. Auch in Deutschland geht es wieder leicht aufwärts, nachdem die Billigflieger 2011 Einbußen hinnehmen mussten. Mit 648 Verbindungen von Deutschland aus nahm die Zahl der Strecken um zwei Prozent zu — getrieben vor allem von einem starken Spaniengeschäft, wie der Low-Cost-Monitor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt herausfand. Der Marktanteil des Low-Cost-Segments in Deutschland liegt bereits bei 30 Prozent.

Dafür nehmen die Passagiere Unannehmlichkeit in Kauf. Wer nicht aufpasst, hat, ohne es sofort zu merken, auch eine Versicherung abgeschlossen und/oder einen Mietwagen bestellt. Auf den Flughäfen sind es oft die hinteren Gates, an denen die Billigflieger andocken dürfen. Wer beim Einchecken nicht absolut pünktlich ist, fliegt nicht mit.

Das alles tut dem Geschäftsmodell aber keinen Abbruch. In den nächsten zehn Jahren will etwa Rynair die Passagierzahlen von derzeit 80 Millionen pro Jahr auf bis zu 120 Millionen steigern, und die Flotte von derzeit 300 Flugzeugen um bis zu 200 neue ergänzen. Doch gerade Flughäfen wie der Dortmunder oder auch der Hunsrück-Airport Hahn könnten Ryanair und Co. künftig Schwierigkeiten machen. Die Flughäfen erkaufen sich hohe Passagierzahlen, indem sie Billigflieger an Bord holen — und nehmen Verluste in Kauf, weil diese ihnen nicht kostendeckende Gebühren zahlen.

Die Verluste zahlt der Steuerzahler, weil die Flughäfen ganz oder zu großen Teilen in öffentlicher Hand sind. Gegen diese Praxis laufen zahlreiche Verfahren bei der europäischen Wettbewerbskommission wegen unzulässiger Beihilfen — ein Drittel davon betrifft deutsche Airports.

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