Urlauber wollen in Kneipen Berlin zieht immer mehr Touristen an

Berlin (dpa) - Berlin zieht wieder mehr Touristen an. Allein im ersten Halbjahr kamen rund 6,4 Millionen Urlauber in die Hauptstadt. Das waren genau so viele wie im gesamten Jahr 2005, teilte das Statistische Landesamt am Dienstag mit.

Urlauber wollen in Kneipen: Berlin zieht immer mehr Touristen an
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Der Geschäftsführer der Tourismusgesellschaft Visit Berlin, Burkhard Kieker, geht davon aus, dass Städteurlauber öfter das echte Lebensgefühl suchen.

Touristen wollten auch Sehenswürdigkeiten besuchen, in erster Linie aber das „authentische Gefühl vor Ort“ erleben, erklärte Kieker. Der Tourist sitze nicht mehr nur im Bus bei der Stadtrundfahrt. „Sondern der taucht auch in der eigenen Stammkneipe auf.“

In weiten Teilen Berlins sieht Kieker dafür eine Akzeptanz. In den Bezirken Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg hätten sich jedoch Hotspots gebildet, Leute seien dort auch genervt. „Daran muss gearbeitet werden“, sagte Kieker. Die Landesregierung will deswegen auch Außenbezirke mehr beim Marketing unterstützen.

Die Hauptstadt registrierte von Januar bis Juni 4,4 Prozent mehr Gäste als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Übernachtungen in Hotels und Pensionen stieg ähnlich stark auf 15,3 Millionen (+4,2 Prozent). Noch mehr Besucher erhofft sich Berlin auch von den Einheits-Feiern zum 3. Oktober, die diesmal hier geplant sind.

Lange Zeit hatte der Tourismus in Berlin noch stärker geboomt, die Zuwachsraten waren mitunter zweistellig. Vergangenes Jahr schwächelte das Geschäft. „Die Air-Berlin-Pleite war für Berlin sozusagen der größte anzunehmende Unfall“, sagte Kieker. Ein Drittel der Flüge sei ab Herbst weggefallen. Mittlerweile sei die Lage wieder besser.

Die Mehrheit der Berlin-Urlauber kommt aus Deutschland (knapp 56 Prozent) - allen voran aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. Ausländische Gäste stammen oft aus Großbritannien, den USA, Italien, Spanien, den Niederlanden oder Frankreich. In die Statistik zählt nur, wer eine Übernachtung bucht. Wer bei Bekannten oder Verwandten unterkommt, wird nicht mitgerechnet.

Aber ob die Idee, andere Bezirke besser zu vermarkten, wirklich fruchtet? Dafür sei es noch zu früh. „Wir werden niemanden, der am Brandenburger Tor steht, an der Schulter fassen und sagen: "Was machst du hier? Du gehst jetzt bitte sofort nach Köpenick"“, sagte Kieker. Es gebe aber viele Sehenswürdigkeiten in den Bezirken, die im Reiseführer nicht auf den ersten drei Seiten stünden.

Aus Kiekers Sicht gibt es auch etliche Berliner, die nachts in anderen Bezirken unterwegs sind. Es werde immer gesagt, es seien Touristen, die an der Warschauer Brücke die Sau rausließen - aber es seien auch Brandenburger und Berliner, die in ruhigeren Kiezen wohnten und mal was erleben wollten. „Oder einfach mal schräg vom Dealer angequatscht werden wollen.“ Das sei ja - zugespitzt ausgedrückt - auch ein Erlebnis, meinte Kieker.

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