Bayer setzt auf neue Produkte

Leverkusener stecken jährlich drei Milliarden Euro in Innovationen. Sie werden von 13 000 Mitarbeitern entwickelt.

Leverkusen. Als Bayer-Chef Marijn Dekkers am Mittwoch vor 140 Journalisten aus mehr als 20 Ländern die Forschungsanstrengungen des Chemie- und Pharmariesen vorstellte, wurde er auch politisch: „Wichtig ist, dass ein Klima vorherrscht, Neuem aufgeschlossen gegenüber zu stehen. Und wir nicht in einer Gesellschaft leben, die aus Angst vor Risiken die Chancen nicht wahrnehmen will.“

Konkret sprach er in diesem Zusammenhang die Skepsis gegenüber gentechnisch veränderten Lebensmitteln an: „Es gibt nun mal weltweit nur eine begrenzte Anbaufläche, 2050 werden voraussichtlich neun Milliarden Menschen auf der Erde leben.“

Schon heute sterbe alle 15 Sekunden ein Mensch an Mangel- und Unterernährung. Hier habe Bayer durchaus etwas anzubieten — etwa mit einem Fungizid zur Kontrolle von Pilzinfektionen, das allein in Deutschland auf einem Viertel der Anbaufläche eingesetzt werde. Was im Schnitt zu einem Mehrertrag von fünf Prozent führe — das habe 2011 in Deutschland 500 000 Tonnen Getreide ausgemacht.

Nicht nur bei Crop Science, dem Agrarwirtschaftsbereich des Konzerns, setzt Bayer auf langfristige Rendite. Der Forschungs- und Entwicklungsetat der Leverkusener liegt in diesem Jahr insgesamt bei drei Milliarden Euro.

Den Löwenanteil der Investitionen mit zwei Milliarden Euro macht hier der Bereich Health Care (Pharma) aus. Dabei nannte der Bayer-Chef den Gerinnungshemmer Xarelto, mit dessen Hilfe seit Januar in Deutschland mehr als 1000 Schlaganfälle vermieden worden seien. Oder auch ein Mittel zur Behandlung der feuchten altersbedingten Makula-Degeneration, die unbehandelt zur Erblindung führen kann.

Im dritten Bayer-Bereich, Material Science (Werkstoffe), präsentierte Bayer ein besonders originelles Produkt, das in Zusammenarbeit mit externen Partnern entwickelt wurde — eine Erdbebentapete: Diese verhindert in den ersten Momenten nach einem Erdstoß, dass größere Stücke aus auseinanderbrechenden Wänden fallen und Menschen erschlagen. Die Tapete soll ihnen ermöglichen, noch unverletzt aus dem Gebäude zu flüchten.

13 000 Mitarbeiter setzt Bayer weltweit für Forschung und Entwicklung ein. 7500 im Bereich Health Care, 4500 bei Crop Science und 1000 bei Material Science. Dekkers betont zwar, dass Bayer mit Innovationen das Leben der Menschen verbessern wolle. Es geht aber auch um Geld: Allein den neuen Pharma-Produkten traut er einen jährlichen Spitzenumsatz von insgesamt mehr als 5,5 Milliarden Euro zu.

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