Bauern erwarten 2015 niedrigere Lebensmittelpreise

Berlin (dpa) - Die Verbraucher in Deutschland können im neuen Jahr nach Einschätzung der Bauern mit günstigeren Lebensmitteln rechnen. Die Preise dürften das Niveau halten, es könne sogar „eher ein Minus“ geben, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied.

Bauern erwarten 2015 niedrigere Lebensmittelpreise
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Hintergrund ist ein drastischer Einbruch der Weltmarktpreise, der die Geschäftsaussichten der deutschen Landwirte nach drei starken Jahren absacken lässt. Für das laufende Wirtschaftsjahr 2014/15 rechnet der Bauernverband mit Ergebnisrückgängen im zweistelligen Prozentbereich in allen Sparten. Zuletzt waren die Gewinne aber erneut gestiegen.

Im Ende Juni abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2013/14 verbesserte sich das Unternehmensergebnis um sechs Prozent auf durchschnittlich 67 300 Euro pro Betrieb. Davon sind noch Investitionen zu finanzieren. Je Arbeitskraft entsprach dies einem Bruttoeinkommen von knapp 3900 Euro im Monat. Bei Nebenerwerbsbetrieben, die etwa die Hälfte aller Höfe ausmachen, sank der Unternehmensgewinn um 5700 Euro auf 15 100 Euro. Zu den Zahlen trug die Getreideernte 2014 noch nicht bei.

Die landwirtschaftlichen Sparten entwickelten sich unterschiedlich. So konnten die Milchbauern ein kräftiges Gewinnplus von 38 Prozent auf 70 500 Euro verbuchen. Grund war, dass der Milchpreis bis Mitte dieses Jahres im Bundesschnitt bei 39,5 Cent je Liter lag, also um 20 Prozent höher als im Vorjahr. Starke Gewinneinbußen von 23 Prozent verzeichneten dagegen die Ackerbauern, für die noch ein Ergebnis von 78 400 Euro bilanziert wurde. Bei Schweine- und Geflügelhaltern sowie bei Bio-Höfen schlug jeweils ein Zuwachs von sieben Prozent zu Buche.

Die aktuelle Lage hat sich deutlich eingetrübt. „Die Agrarpreise sind mittlerweile auf Talfahrt“, erläuterte Rukwied. Ursachen seien „gut versorgte Märkte“ nach starken Ernten und eine schwächere weltweite Konjunktur. Negativ auf die Preise für die Erzeuger wirkt auch Russlands Importstopp für europäische Agrarprodukte als Reaktion auf EU-Sanktionen wegen der Ukraine-Krise. Dadurch ist nun zum Beispiel deutlich mehr Obst auf den EU-Märkten.

Für das bis Ende Juni 2015 laufende aktuelle Wirtschaftsjahr seien deutliche Gewinnrückgänge zu erwarten, sagte Rukwied. Wieder mit stabileren Märkten werde erst im Verlauf des ersten Halbjahrs 2015 gerechnet. Dabei sei die aktuelle Schwäche nicht strukturell. Große Trends wie die wachsende Weltbevölkerung sprächen für eine weiter wachsende Nachfrage.

In Deutschland gibt es noch 285 000 landwirtschaftliche Betriebe, davon sind laut Verband rund 70 Prozent in der Tierhaltung tätig.

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