Frühere Ernte Bauern befürchten erhebliche Dürreschäden

Berlin (dpa) - Die deutschen Bauern bangen angesichts eines viel zu trockenen Frühjahrs in Teilen des Landes und ungewisser Preise für wichtige Produkte um ihr Geschäft.

Frühere Ernte: Bauern befürchten erhebliche Dürreschäden
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„Die Lage in diesem Jahr ist weiterhin angespannt und alles andere als erfreulich“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied der Deutschen Presse-Agentur vor dem Deutschen Bauerntag, der an diesem Mittwoch in Wiesbaden beginnt. „Viele Ackerbaubetriebe machen sich große Sorgen. Wo kein Regen fiel, wird es erhebliche Einbrüche bei den Unternehmensergebnissen geben.“

In Ostdeutschland bis hin nach Nordbayern und in Norddeutschland habe es im Mai bei hohen Temperaturen zu wenig Regen gegeben. Daher habe die Ernte schon begonnen. „Mindestens zwei Wochen früher als in normalen Jahren“, sagte Rukwied. Getreide sei vielfach notreif, also reif, ohne dass sich die Körner voll ausgebildet haben. Die Erträge seien deswegen enttäuschend, was bis zu Totalausfällen führe. „Auf manchen Flächen zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern ist gar nichts mehr zu ernten. Das Getreide kann nur noch gehäckselt werden.“

In der „Bild am Sonntag“ wies Rukwied darauf hin, dass es in diesem Jahr den wärmsten Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gegeben habe. Die Ernteausfälle bedrohten Existenzen. Für die aktuelle Situation seien deshalb Instrumente zur Liquiditätssicherung der Landwirte notwendig. „Zusätzlich brauchen wir die Möglichkeit für Landwirte, steuerfreie Rücklagen zum Risikoausgleich zu bilden“, so Rukwied.

Im Westen, Südwesten und nahe der Alpen habe es dagegen bis in den Juni hinein das andere Extrembild gegeben - zum Teil zu viel Regen, heftige Gewitter, Sturm, Hagel und Überschwemmungen, sagte der Bauernpräsident der Deutschen Presse-Agentur. Beim Ackerbau sei aktuell zudem „keine wirkliche Stabilisierung der Preise“ zu sehen. In Polen, im Baltikum und in Teilen Russlands zeichneten sich schlechte Ernten ab. „Dabei sind die Preise für Getreide zuletzt leicht gestiegen, bei Raps bleiben sie unter Druck.“

Schwankungen gebe es auch auf weiteren internationalen Märkten. „Die Milchpreise sind nicht mehr auf dem Niveau vom Ende vergangenen Jahres. Wir erwarten hier aber eher wieder einen leichten Anstieg.“ Die Schweinefleisch-Preise seien nach wie vor unter Druck. Insgesamt war die Branche mit vorsichtiger Hoffnung ins Jahr gestartet, nachdem sich die Ertragslage stabilisiert hatte. Im Wirtschaftsjahr 2016/17 stieg das Unternehmensergebnis im Schnitt um gut ein Drittel auf 56 800 Euro. Zuvor waren die Einkommen angesichts niedriger Weltmarktpreise für wichtige Produkte zwei Jahre in Folge gesunken.

Rukwied betonte, wie „absolut notwendig“ gerade bei schwierigen Rahmenbedingungen die Direktzahlungen der EU seien. „Sie sind die beste Risiko-Absicherung für die Landwirte. Die Einkommen basieren zu 45 Prozent auf den Direktzahlungen.“ Der Bauernverband kämpfe daher weiter für den Erhalt eines stabilen EU-Agrarbudgets. Rund 70 Prozent Europas seien ländliche Räume, deren Rückgrat die Landwirtschaft sei. „Wer Europa sichern will, muss auch bereit sein, die Mittel zur Verfügung zu stellen, damit die ländlichen Räume eine Zukunft haben.“

Nach einem Vorschlag der EU-Kommission sollen für die deutschen Bauern von 2021 bis 2027 rund 41 Milliarden Euro bereitstehen. Im Finanzrahmen von 2014 bis 2020 sind derzeit rund 44,1 Milliarden Euro verfügbar. Rukwied sagte: „Wir sehen es kritisch, wenn die gesamte erste Säule des EU-Systems mit den Direktzahlungen an Umweltmaßnahmen gekoppelt werden soll. Die Mittel dafür sollten auch in Zukunft über die zweite Säule kommen.“ Aus der ersten Säule erhalten die Bauern in Europa direkte Zahlungen für ihre Betriebe. Mit der zweiten Säule will die EU den ländlichen Raum fördern, beispielsweise durch Subventionen für Dorferneuerungen oder durch die Finanzierung von Umweltschutzmaßnahmen.

Rukwied forderte zudem, dass Auflagen bei Direktzahlungen nicht von den Mitgliedsstaaten bestimmt werden können. Das brächte 27 verschiedene Agrarvorgaben, es gäbe keine Wettbewerbsgleichheit mehr.

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