Bau: Hochtief zahlt Rekord-Dividende

Die Übernahme des Bauriesen steht kurz bevor. Zum Abschied gibt es Super-Zahlen.

Düsseldorf. Mit den besten Ergebnissen in der fast 140-jährigen Unternehmensgeschichte hat der auf Abruf amtierende Hochtief-Vorstand das voraussichtlich letzte Geschäftsjahr als unabhängiger Konzern abgeschlossen. Wie der Essener Bauriese mitteilte, stieg der Gewinn 2010 wegen der besonders in den USA und Asien wieder angezogenen Konjunktur um 50,3 Prozent auf 288 Millionen Euro. Der Auftragsbestand erreichte mit 47,5 Milliarden Euro Rekordhöhe — das sorgt rechnerisch für mindestens 24 Monate Auslastung.

Die Rekordzahlen, die aus einer weiterhin „konservativen Bilanzierung“ mit entsprechender Risikovorsorge stammen, erlauben auch eine höhere Dividende. Die Ausschüttung, die auch dem spanischen Angreifer und Großaktionär ACS zugute kommt, soll um 50 Cent auf zwei Euro erhöht werden. An die Anteilseigner sollen insgesamt 154 Millionen Euro verteilt werden, rund 60 Millionen davon gehen nach Spanien.

Wie der vermutlich kurz nach der schicksalhaften Hauptversammlung am 12. Mai in der Essener Gruga ausscheidende Hochtief-Chef Herbert Lüttkestratkötter bei der Bilanzvorlage in Düsseldorf sagte, hält die spanische ACS unter ihrem Chef Florentino Perez inzwischen mehr als 39 Prozent der Hochtief-Aktien. Aber auch der zweite Großaktionär, das Emirat Katar, hätte den Anteil auf über zehn Prozent aufgestockt. „Ich freue mich, dass die Qatar Holding diesen Schritt getan hat“, sagte Lüttkestratkötter. Um Einfluss zu nehmen, müsste das Emirat allerdings eine Sperrminorität von 25 Prozent der Aktien erwerben.

In den vergangenen Jahren waren auf Hochtief-Hauptversammlungen nur 63 Prozent des Aktienkapitals vertreten. Das würde für die Spanier reichen. Bei dem Treffen steht die Neuwahl aller Kapitalvertreter im Aufsichtsrat an. Beherrschen die Spanier dies Gremium, könnten sie den Vorstand entlassen.

Deshalb kämpft der Vorstand um jede Stimme. Lüttkestratkötter verhandelt mit Perez auch über eine Investorenvereinbarung. „Wir sind mit dem Großaktionär in Gesprächen, um die Spielregeln für das neue Miteinander festzulegen“, sagte der Hochtief-Chef. Sollte er künftig keine eigenen Strategien mehr formulieren und durchsetzen können, würde er gehen.

Der Ausstieg bei Hochtief ist wegen eines Sonderkündigungsrechts bei einem Kontrollwechsel problemlos möglich. Jedem Vorstand stehen dann zweieinhalb Jahresvergütungen als Abfindung zu — für Lüttkestratkötter wären dies fünf Millionen Euro.

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