Banken: Info-Chaos nach Karten-Panne

Kein Geld aus dem Automaten, kein Bezahlen mit Karte: Das Plastikgeld macht weiter Probleme.

Düsseldorf. Deutschlands Banken und Sparkassen handeln nach der Salami-Taktik, wenn es darum geht, ihren Kunden zu erklären, warum 30 Millionen Giro- (früher EC) und Kreditkarten nicht funktionieren. Auch Informationen darüber, was die Branche dagegen unternehmen will, gibt es nur in homöopathischen Dosen.

Das hat inzwischen nicht nur die Bankkunden, sondern auch die für die Bankenaufsicht zuständige Bundesbank verärgert. Sie forderte daher am Donnerstag eine bessere Informationspolitik.

Wer die Zurückhaltung der Banker kennt, darf auf allzu viel Aufklärung nicht hoffen. So war es auch im Herbst, als Zehntausende Kreditkarten aus dem Verkehr gezogen wurden und die Informationen nur zögerlich kamen.

Die Kritik will die Branche nicht gelten lassen. "Den Vorwurf der Bundesbank können wir so nicht nachvollziehen", sagte eine Sprecherin des Zentralen Kreditausschusses.

Inzwischen zeichnet sich jedoch ab, dass die Riesenpanne mit fehlerhaften EC- und Kreditkarten die deutschen Banken teuer zu stehen kommen dürfte. So haben Verbraucherschützer die Banken und Sparkassen aufgefordert, ihre Kunden für die Kosten zu entschädigen, die ihnen durch die Panne mit den Karten entstanden sind.

"Die Institute müssen zusätzliche Aufwendungen schnell, unbürokratisch und kulant erstatten", sagte Manfred Westphal von der Bundeszentrale des Verbraucherverbandes. Er betonte, dass es um "mehr als um ein Ärgernis" gehe.

Den Kunden sei etwa finanzieller Schaden dadurch entstanden, weil viele beim Abheben an EC-Automaten fremder Institute Gebühren zahlen mussten. Auch Bankkunden, die sich ihr Geld ins Ausland schicken lassen mussten, seien Kosten entstanden.

Schuld sind fehlerhafte sogenannte EMV-Chips auf vielen neuen Karten, die neben dem Magnetstreifen eigentlich für zusätzliche Sicherheit sorgen sollen. Durch einen Programmierfehler der Chips kann die Jahreszahl 2010 nicht korrekt verarbeitet werden.

"Betroffen sind Visa- und Master-Karten die vor März 2009 ausgegeben wurden. Bei Sparkassen-Karten gibt es Probleme, wenn die Karten vor Juni 2009 verschickt wurden", sagte ein Sparkassenmanager gegenüber unserer Zeitung.

Die fehlerhaften Chips stammen von dem Produzenten Gemalto. Die Geldinstitute sind sich noch nicht einig, wie der Fehler zu 100 Prozent behoben werden kann.

"Eine Möglichkeit wäre, die nicht funktionierenden Chips beim Geldabheben am Automaten durch einen Software-Austausch neu zu programmieren", sagt der Sparkassen-Banker. Sollten die Karten jedoch ausgetauscht werden müssen, "könnte das Chaos noch Monate dauern".

Teilweise gibt es Entwarnung für die Kunden: Die Sparkassen werden die fehlerhaften EC- und Kreditkarten nicht austauschen, sondern zunächst neu programmieren. Dagegen schließen die Privatbanken nach wie vor nicht aus, neue Karten auszugeben. Bis dahin bekommen Kunden bei Problemen am Schalter Geld.

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