Mehr reguläre Jobs Arbeitslosigkeit trotz Eis und Schnee auf Januar-Rekordtief

Nürnberg (dpa) - Der deutsche Arbeitsmarkt ist trotz eines kräftigen Anstiegs der Arbeitslosigkeit so gut wie zuletzt vor 26 Jahren ins neue Jahr gestartet. Weniger Arbeitslose in einem Januar hatte es 1991 gegeben.

Mehr reguläre Jobs: Arbeitslosigkeit trotz Eis und Schnee auf Januar-Rekordtief
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Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) vom Dienstag waren zum Jahresauftakt 2,777 Millionen Männer und Frauen arbeitslos. Das waren 209 000 mehr als im Dezember, aber 143 000 weniger als im Jahr davor. Die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zum Vormonat um 0,5 Punkte auf 6,3 Prozent.

Rechnet man auch noch jene Jobsucher hinzu, die auf Vermittlung der Jobcenter und Arbeitsagenturen derzeit Trainingskurse und Fortbildungen absolvieren oder krank waren, gab es in Deutschland im Januar allerdings 3,73 Millionen Erwerbslose - also rund eine Million mehr. Die Unterbeschäftigung - so der Fachbegriff dafür - lag damit im Januar um 49 000 höher als vor einem Jahr, teilte die Bundesagentur mit.

BA-Chef Frank-Jürgen Weise zeigte sich dennoch zufrieden: „Auf dem Arbeitsmarkt läuft es im Jahr 2017 gut an.“ Die Einschätzung teilte auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles: „Der deutsche Arbeitsmarkt ist den guten Wirtschaftsprognosen gefolgt und zeigt sich weiterhin aufnahmebereit“, kommentierte die SPD-Politikerin die jüngsten Arbeitsmarktzahlen. „Insgesamt ist das Bild klar, die Tendenz eindeutig: Die Arbeitslosigkeit sinkt, die Beschäftigung steigt.“

Der starke Januar-Anstieg der Arbeitslosenzahlen dürfe nicht überschätzt werden, so Weise. Dafür gebe es allein jahreszeitliche Gründe. So ruhe auf vielen Baustellen wegen Frosts und Schnee die Arbeit. Außerdem verlören zum Jahresanfang viele der fürs Weihnachtsgeschäft angeheuerten Verkäufer und Verkäuferinnen ihre Arbeit. Und: Manche Unternehmen warteten mit der Einstellung neuer Mitarbeiter bis zum Frühjahr, meint Weise, der Ende März in den Ruhestand geht.

Im Februar müsse dagegen wohl noch einmal mit deutlich steigenden Erwerbslosenzahlen gerechnet werden. Denn wegen des frühen Zählstichtags im Januar werde sich die Frostperiode vor allem im Süden Deutschlands wahrscheinlich erst in den Februar-Zahlen niederschlagen.

Wie gut die aktuelle Entwicklung sei, zeige auch der ungewöhnliche hohe Rückgang der saisonbereinigten Zahl: Ohne die im Januar stark ausgeprägten Saisoneffekte wäre die Zahl der Jobsucher um 26 000 gesunken.

Auswirkungen des Brexits und der drohenden Abschottungspolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump auf den deutschen Arbeitsmarkt schließt auch Weise inzwischen nicht mehr aus. „Effekte werden wir in dem Jahr sicher haben. Wie groß sie sein werden, das wird man erst Mitte des Jahres erkennen.“ Aktuell sei auf dem Arbeitsmarkt davon jedenfalls noch nichts zu spüren. Er halte daher vorerst weiter an der BA-Prognose von 2,6 Millionen Erwerbslosen im Jahresdurchschnitt 2017 fest; das wären rund 70 000 weniger als 2016.

Die Zahl der arbeitslosen Flüchtlinge stieg derweil im erwarteten Rahmen weiter. Mit 178 000 lag sie im Januar um rund 13 000 höher als im Vormonat. Als „arbeitssuchend“ waren hingegen 441 000 Flüchtlinge bei den Jobcentern registriert. Viele Asylbewerber absolvierten derzeit noch Integrations- und Berufsvorbereitungskurse und könnten daher noch nicht vermittelt werden. Hartz IV bezögen derzeit 605 000 Flüchtlinge; dazu zählten auch Kinder und Ältere. Weise schätzt, dass ihre Zahl in diesem Jahr auf mehr als 700 000 steigen könnte.

Unterdessen scheint der Stellenboom der vergangenen Jahre etwas an Schwung zu verlieren. Zwar entstünden weiter neue Arbeitsplätze, „das Wachstum hat sich aber zuletzt deutlich abgeschwächt“, räumte Weise ein. Die Zahl der Erwerbstätigen im Dezember 2016 bezifferte das Statistische Bundesamt auf 43,59 Millionen - das sind nur 233 000 mehr als im Vorjahresmonat. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen lag nach BA-Hochrechnungen zuletzt im November bei 31,72 Millionen; auch das waren nur noch 332 000 mehr als im Vorjahresmonat. Damals hatte der Anstieg noch deutlich höher gelegen.

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