Allianz sieht trotz Zinstief keine Gefahr

Frankfurt (dpa) - Deutschlands größter Lebensversicherer Allianz schließt selbst bei dauerhaft niedrigen Zinsen eine Schieflage aus. „Wir könnten mit einem Wiederanlagezins von 1,5 Prozent überleben“, sagte Finanzvorstand Maximilian Zimmerer am Dienstag in Frankfurt.

Dies gelte praktisch für die Ewigkeit.

Zuletzt konnte die Allianz das Geld der Deutschland-Sparte noch zu rund 3,5 Prozent anlegen. Hauptrisiko wäre für die Allianz ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone, sagte Zimmerer. Gefährlich würde auch ein Schuldenschnitt für große Staaten wie Spanien oder Italien.

Mit knapp 500 Milliarden Euro gehört die Allianz zu den größten Kapitalanlegern der Welt. Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken belastet vor allem die Lebensversicherungen: Für sie wird es schwieriger, den Kunden die über Jahrzehnte hinweg garantierte Mindestrendite zu erwirtschaften. Der amtlich festgesetzte Garantiezins für neue Verträge wurde deshalb bereits auf 1,75 Prozent gesenkt.

Die Allianz will künftig stärker in Unternehmensanleihen und Staatspapiere von Ländern außerhalb der Euro-Zone investieren. Während die Gelder der deutschen Lebensversicherungskunden nur zu einem Bruchteil in deutschen Staatsanleihen stecken, ist das Geld der italienischen Lebensversicherungskunden laut Zimmerer zu gut 60 Prozent in den Staatspapieren ihres Landes angelegt.

Die Allianz sucht zudem wie andere Versicherer auch nach lukrativen Anlagealternativen. In den kommenden fünf Jahren will die Allianz ihre Immobilienanlagen von 20 auf 30 Milliarden ausbauen. Die Allianz ist am norwegischen Gasnetz beteiligt. In Chicago hat sie auf 75 Jahre die Lizenz zum Betrieb der Parkuhren für 36 000 Parkplätze erworben. Zudem hat sie Wind- und Solarparks in Deutschland, Frankreich und Italien gekauft. Bei Investitionen in Windparks auf hoher See sind die Risiken für Anleger allerdings noch schwer kalkulierbar.

Zimmerer hofft, dass Staaten im Zuge der Schuldenkrise verstärkt Infrastrukturprojekte an private Investoren übertragen. Solche Investitionen sichern einen Geldfluss unabhängig von den Schwankungen am Kapitalmarkt, sie sollen langfristig attraktive Renditen vor allem für die Lebensversicherungskunden erwirtschaften. Rund 40 Milliarden Euro hat die Allianz bislang in Anlagen gesteckt, die im Gegensatz zu Anleihen oder Aktien nicht einfach am Markt wieder verkauft werden können. „Ich wäre froh, wenn ich diesen Anteil nur verdoppeln könnte. Ob wir das erreichen, steht aber in den Sternen“, sagte Zimmerer. Interessante Angebote seien rar.

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