Airbusrumpf statt Nylonstrumpf

Die Textilindustrie NRW bekommt die Auswirkungen der Wirtschaftskrise deutlich zu spüren. Die Zukunft liege im Hightech-Bereich.

Düsseldorf/Krefeld. Die Textilindustrie in NRW muss schwere Umsatzeinbußen hinnehmen. Nach einer Branchenumfrage der Zukunftsinitiative Textil NRW (Zitex) erwarten rund 80 Prozent der Unternehmen durch die Wirtschaftskrise für 2009 einen Umsatzrückgang.

"Die Zukunft liegt bei innovativen High-Tech-Textilien, nicht beim Nylonstrumpf", sagt der Vorsitzende des Verbands der Rheinischen Textilindustrie, Rolf Königs. So sind im neuen Airbus A380 unter anderem Rumpfteile, Landeklappen, Leitwerk und Fensterrahmen mit Textilfaser-Verbundstoffen stabilisiert. Das ist wesentlich leichter als Stahl oder Aluminium. Dadurch werden Tonnen an Kerosin gespart.

"Trotz Verstärkter technischer Ausrichtung wird der Branchen-Umsatz im Schnitt 20 Prozent unter dem des Vorjahres liegen. 2008 haben wir 6,3Milliarden Euro erwirtschaftet", sagt Königs, der auch Präsident von Borussia Mönchengladbach ist. "Jedes zweite Unternehmen hat inzwischen Kurzarbeit eingeführt." Dennoch werde die Zahl der Beschäftigten um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr sinken.

38 Prozent der befragten Unternehmen hätten bereits die Erfahrung gemacht, dass es schwieriger sei, an Geld zu kommen. "Noch will ich nicht von einer Kreditklemme sprechen. 2010 wird das aber wohl der Fall sein", sagt Königs.

Insgesamt gibt es in NRW 325 Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie mit 30000 Beschäftigten. Damit sei NRW Textil-Land Nummer eins in Deutschland. Königs verweist darauf, dass seine Branche heute nur noch 50 Prozent des Umsatzes mit Bekleidungstextilien macht. So entwickelt Andreas Wego am Deutschen Textilforschungszentrum Krefeld flexible Solarzellen, die in Textilien integriert werden. Etwa in Sonnendächer oder Laptoptaschen.

Weiterer großer Zukunftsmarkt für Textilien ist die Medizin. Mit gentechnisch veränderten Seiden-Raupen will die Firma Spintec Fasern bekommen, die Wachstumshormone enthalten. "Daraus werden Verbände hergestellt, die Wunden schneller heilen lassen", so Firmen-Geschäftsführer Michael Rheinnecker.

Auch in der Bauindustrie können Verbundstoffe aus Fasern und Spezialklebern so feste Strukturen ergeben, dass sie Stahl in vielen Bereichen ersetzen und dabei rund 80Prozent leichter sind.

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