Affäre Gribkowsky: Vermögen soll eingefroren werden

München/Berlin (dpa) - Neue Details in der Affäre um das rätselhafte Millionenvermögen des früheren BayernLB-Vorstands Gribkowsky: Ein Teil der 50 Millionen Dollar soll in Berlin investiert worden sein, die Staatsanwaltschaft hat offenbar weitere Hinweise auf die Formel 1 - und auch deren Chef Bernie Ecclestone hat sich zu Wort gemeldet.

Das Millionenvermögen des früheren BayernLB-Vorstands Gerhard Gribkowsky in Österreich soll nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ eingefroren werden. Ein entsprechendes Rechtshilfeersuchen der Münchner Staatsanwaltschaft an die österreichischen Behörden sei auf dem Weg, berichtete das Blatt unter Berufung auf Bankenkreise. Dieses Vorgehen sei bei Ermittlungen gegen verdächtige Manager üblich. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft wollte sich dazu heute nicht äußern.

Der 52-jährige Gribkowsky war am Mittwoch wegen des Verdachts der Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung verhaftet worden und sitzt in Untersuchungshaft. Der 2008 bei der BayernLB gefeuerte Manager soll die 50 Millionen Dollar den Ermittlern zufolge für sein „Entgegenkommen“ beim Verkauf von Anteilen der BayernLB an der Formel 1 erhalten haben.

In Gribkowskys Salzburger „Sonnenschein Privatstiftung“ und den dazugehörigen Firmen sollen etwa 25 Millionen Euro liegen. Laut dem Magazin „Der Spiegel“ soll das Geld teilweise auch in Berlin investiert worden sein. Demzufolge besitzt ein Unternehmen der „Sonnenschein Privatstiftung“ am Prenzlauer Berg einen Häuserblock mit mehr als 170 Wohnungen.

Das Magazin „Focus“ berichtet, die Staatsanwaltschaft habe inzwischen weitere Hinweise, dass die ominösen Zahlungen aus dem Umfeld der Rennserie stammen. Auch dazu wollte die Staatsanwältin keinen Kommentar abgeben.

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone sagte unterdessen der „Bild“-Zeitung, dass die Vorwürfe „absoluter Blödsinn“ seien. „Er war doch bei den Verhandlungen auf meiner Seite. Ich brauchte ihn nicht zu überzeugen“, sagte er der Zeitung. Ecclestone bestritt, dass er Konten oder Firmen auf Mauritius oder den Jungferninseln unterhalten habe, von wo aus ursprünglich 50 Millionen US-Dollar in zwei Tranchen an Gribkowsky geflossen waren. Er kenne weder die Firma First Bridge Holding Ltd. auf Mauritius, noch wisse er etwas über Beraterverträge Gribkowskys, sagte Ecclestone.

Nach Ansicht der Staatsanwälte hat Gribkowsky für den Verkauf der BayernLB-Anteile an der Formel 1 Zuwendungen in Höhe eben dieser 50 Millionen Dollar erhalten, die als Beraterhonorare getarnt waren. Die Anteile waren der Bank nach der Pleite des Medienmoguls Leo Kirch im Jahr 2003 zugefallen. Die BayernLB hatte Kirch zwei Milliarden Euro geliehen. Der Verkauf der Formel-1-Rechte sollte der Bank helfen, wieder an ihr Geld zu kommen. 2006 übernahm der Finanzinvestor CVC das Paket - federführend verantwortlich für den Verkauf war Gribkowsky.

Er habe das Geld für sein „Entgegenkommen“ bei dem Geschäft erhalten, glauben die Ermittler. Die Anteile seien ohne aktuelle Bewertung verkauft worden - also ohne Klärung der Frage, wie viel sie zum Zeitpunkt des Verkaufs tatsächlich wert waren. Die 50 Millionen Dollar (37 Millionen Euro) seien über Mauritius und die karibischen Jungferninseln nach Österreich geflossen. Gribkowsky habe sie dort, aber nicht in Deutschland versteuert.

Die Zahlungen an Gribkowsky hatte die „SZ“ Anfang der Woche öffentlich gemacht. Der Manager hatte sich der Zeitung zufolge vor seiner Verhaftung selbst an die Staatsanwaltschaft gewandt, weil er sich von den Fragen der Journalisten bedrängt gefühlt habe. Er war am Mittwoch in Grünwald verhaftet worden. Der entstandene Schaden für die BayernLB ist nach wie vor unklar. Wie lange die Ermittlungen voraussichtlich dauern werden, ist laut Staatsanwaltschaft weiter unklar.

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