Zeitung: Auch Brasilien im Fadenkreuz des US-Geheimdienstes

London/Rio de Janeiro (dpa) - Der US-Geheimdienst NSA hat nach einem Bericht der in Rio de Janeiro erscheinenden Zeitung „O Globo“ im großen Stil auch brasilianische Bürger ausgespäht.

Millionen von E-Mails und Telefongesprächen seien angezapft worden, heißt es in einem Artikel, den der „Guardian“-Enthüller Glenn Greenwald gemeinsam mit Reportern von „O Globo“ verfasste. Brasilien sei das meistausspionierte Land Lateinamerikas. Aus Brasília gab es zunächst keine offizielle Reaktion zu dem Bericht.

Die NSA habe sich „über Jahre und systematisch“ Zugang zum brasilianischen Telekommunikationsnetz verschafft. Brasilien ist damit ein weiteres eigentlich mit den USA befreundetes Land, das Opfer von Spionage-Angriffen der Amerikaner geworden sein soll. Zuvor hatte der „Spiegel“ ähnliche Details über Deutschland enthüllt.

Das exakte Ausmaß der Spionageaktivitäten in Brasilien sei zwar unklar. Aber es gebe Belege, dass das in Telefon- und Internetnetzen abgefangene Datenvolumen konstant und von großem Ausmaß sei, berichtete „O Globo“ am Sonntag. Das zeigten Dokumente, zu denen die Zeitung Zugang habe. Um an die Daten zu gelangen, habe die NSA unter anderem das Programm „Fairview“ entwickelt, das in Partnerschaft mit einer großen US-Telekommunikationsfirma genutzt werde.

Dieses Unternehmen habe seinerseits Partnerschaften mit anderen Firmen der Telekom-Branche in der Welt und auch in Brasilien. Auf diese Weise habe die NSA Zugang zu Informationssystemen und Daten in anderen anderen Ländern. „Es ist dieser Zugang, die es (der NSA) erlaubt, detaillierte Telefon-Register und E-Mails von Millionen Menschen, Unternehmen und Institutionen zu sammeln“, hieß es in Bericht. Es sei aber nicht klar, inwieweit den jeweiligen Telekom-Firmen die Weiterleitung der Informationen an die NSA bewusst sei.

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