Wogen am deutschen Aktienmarkt glätten sich wieder

Frankfurt/Main (dpa) - Diesen Tag werden die Börsianer in Frankfurt so bald nicht vergessen: Die Freigabe des Franken zum Euro hat die Kurse mächtig schwanken lassen. Am Ende entspannt sich zumindest der deutsche Markt wieder.

Wogen am deutschen Aktienmarkt glätten sich wieder
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Am Donnerstagnachmittag stand der Dax 1,31 Prozent höher bei 9945,55 Punkten, nachdem er am Vormittag noch um mehr als 1,8 Prozent ins Minus gerutscht war. Insgesamt schwankte der deutsche Leitindex im Tagesverlauf um über 300 Punkte.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte am Morgen überraschend den bisherigen Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro aufgehoben. Der Euro verlor in der Folge deutlich an Wert. Kurzzeitig fiel die Gemeinschaftswährung bis auf 1,1575 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit November 2003. Der Mindestkurs war ursprünglich eingeführt worden, um die Schweizer Exportwirtschaft vor einem allzu starken Franken zu schützen.

Die zunächst unklaren Auswirkungen der Notenbank-Entscheidung sorgten für Verwerfungen an den Finanzmärkten auch in Deutschland. Am Nachmittag beruhigte sich die Lage jedoch wieder: Der MDax als Index der mittelgroßen Unternehmen stieg um 0,98 Prozent auf 17 434,40 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax kletterte um 0,39 Prozent auf 1427,11 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone rückte um 1,67 Prozent vor.

Die starken Kursausschläge könnten ein Vorgeschmack auf das sein, was den Märkten 2015 noch bevorstehe, sagte ein Börsianer. Die im Laufe der Zeit aufgebauten Spannungen durch die problematische Billiggeld-Politik der Notenbanken könnten sich erdbebenartig entladen. Dieser Donnerstag sei ein gutes Beispiel dafür. „Die Auflösung der Wechselkursbindung wirkt wie die Sprengung eines Staudamms“, sagte ein anderer Marktteilnehmer.

Mit der Aufhebung des Mindestkurses dürfte die Schweizerische Nationalbank an Glaubwürdigkeit verlieren, da sie in den vergangenen Monaten stets die vehemente Verteidigung der Untergrenze betont habe, kommentierte Volkswirt Ulrich Wortberg von der Helaba. Chefanalyst Jörg Rohman vom Broker Alpari sagte: „Die Entscheidung der SNB wird den europäischen Aktienmärkten perspektivisch Liquidität entziehen, die bisher über den Ankauf von europäischen Staatsanleihen durch die SNB in den Aktienmarkt geflossen ist.“

Aktuelle US-Konjunkturdaten zeigten hingegen kaum Auswirkungen auf die deutschen Indizes. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in der vergangenen Woche überraschend gestiegen. Die Preise auf Produzentenebene sind im Dezember weniger stark gefallen als erwartet.

Bei den Unternehmen wartete Beiersdorf mit Umsatzzahlen für 2014 auf, die höher als erwartet ausfielen. Die Beiersdorf-Titel verteuerten sich um 5,53 Prozent und standen damit klar an der Dax-Spitze.

Im MDax waren die Aktien von Aurubis mit plus 6,53 Prozent Spitzenreiter und erholten sich damit etwas vom jüngsten Kursrutsch. In den vergangenen beiden Tagen hatten Analystenkommentare und der Einbruch der Kupferpreise die Papiere des Kupferproduzenten um mehr als 12 Prozent nach unten gezogen.

Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite börsennotierter Bundesanleihen von 0,40 auf 0,38 Prozent. Der Rentenindex Rex gewann 0,11 Prozent auf 140,08 Punkte. Der Bund Future legte um 0,25 Prozent auf 157,60 Punkte zu. Der Kurs des Euro erholte sich etwas von den starken Vormittagsverlusten: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1708 (Mittwoch: 1,1775) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8541 (0,8493) Euro.

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