Vorwürfe gegen Wulff wegen Bonusmeilen

Berlin/Frankfurt (dpa) - Bundespräsident Christian Wulff ist jetzt auch wegen des Einsatzes von Bonusmeilen der Lufthansa auf einer privaten Reise in die Kritik geraten. Die „Bild“-Zeitung berichtete am Freitag über eine Urlaubsreise Wulffs in die USA im April 2007.

Danach sollen der damalige niedersächsische Ministerpräsident, seine heutige Ehefrau Bettina und deren Sohn während des Rückfluges von Miami nach Frankfurt/Main eine Höherstufung (Upgrade) von der Economy- in die Business-Class erhalten haben.

Allerdings sagte ein Sprecher der Staatskanzlei in Hannover am Freitag, Wulff habe private und dienstliche Meilenkonten getrennt geführt. Auch Wulffs Anwalt Gernot Lehr betonte am 5. Januar gegenüber „Bild“, Wulff habe für das Upgrade privat erworbene Bonusmeilen genutzt.

Wegen der privaten Nutzung dienstlich erworbener Bonusmeilen waren in der Vergangenheit immer wieder Politiker in Erklärungsnot geraten. Unter ihnen waren der heutige Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir und der damalige Berliner Wirtschaftssenator Gregor Gysi (damals PDS).

Für das Upgrade 2007 hätte Wulff laut „Bild“ 210 000 Bonusmeilen verrechnen müssen. Nach Angaben der Lufthansa gibt es während eines Fluges keine Möglichkeit, ein Upgrade zu erwerben. 210 000 Bonusmeilen seien für ein Upgrade für drei Personen realistisch, allerdings für Hin- und Rückflug, sagte ein Sprecher auf Anfrage.

Die Meilen könnten sowohl mit bezahlten Flügen als auch mit dem Umsatz der LH-Kreditkarte erworben werden. Für einen Langstreckenflug von Frankfurt nach Chicago und zurück werden beispielsweise bis zu 15 000 Meilen in der Economy-Klasse und 19 500 in der Business-Klasse auf dem Meilen-Konto gutgeschrieben.

Unter den insgesamt 160 Anfragen, die die Opposition im niedersächsischen Landtag im Zusammenhang mit der Kredit- und Medienaffäre an die Landesregierung gerichtet hat, findet sich auch ein Eintrag zu Wulffs Umgang mit Bonusmeilen auf Privatflügen. Bei einer Sitzung des Rechtsausschusses verlangte die SPD-Fraktion von der Staatskanzlei bereits am Mittwoch Auskunft darüber, wie sie zur möglichen Verrechnung privater und dienstlicher Meilen auf einer Lufthansa-Kundenkarte des früheren Ministerpräsidenten steht.

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