Verband: Jeder zweite Betrieb wird nicht kontrolliert

Osnabrück (dpa) - Die Lebensmittelindustrie kann nach Angaben des Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleure (BVLK) gar nicht ordentlich überprüft werden.

Es fehlten in Deutschland bis zu 1500 staatliche Prüfer, um die Branche effektiv zu überwachen, sagte der BVLK-Vorsitzende Martin Müller der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Donnerstag. Lebensmittelsicherheit - wie sie im jetzigen Dioxinskandal oft verlangt wird - sei in Deutschland deshalb eine Mogelpackung.

Bisher seien bundesweit 2500 Kontrolleure für 1,1 Millionen Betriebe zuständig. In manchen Regionen stehe nur ein Mitarbeiter für 1200 Firmen zur Verfügung. Die Folge sei, dass etwa jedes zweite Unternehmen in Deutschland innerhalb eines Jahres überhaupt nicht kontrolliert werde, sagte Müller. Das politische Versprechen, die gesamte Lieferkette für Eier, Getreide, Milch und Fleisch staatlich zu kontrollieren, sei reine Utopie.

Müller kritisierte die Kommunen für deren Lebensmittelkontrolle nach Kassenlage. Auch die föderale Kleinstaaterei in Deutschland führe zu Sicherheitslücken. Einheitliche Mindeststandards für Kontrollen in allen Bundesländern seien in der Praxis ein frommer Wunsch. Die Bundesregierung müsse endlich dafür sorgen, dass die bestehenden Vorgaben des Bundes vor Ort auch umgesetzt würden.

Auch der Verbandschef der Ernährungsindustrie, Jürgen Abraham, sieht politisches Versagen als einen Grund des Dioxinskandals. Er sagte der Zeitung: „Die Behörden, allen voran die Ordnungsämter und Veterinärbehörden, haben ihre Aufsichtspflicht verletzt.“ Schon bei den Fleischskandalen in den Vorjahren sei dies der Fall gewesen.

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