Böhnhardt wurde 1993 vernommen Ungeklärter Kindsmord in Jena wird neu geprüft

Jena/Gera (dpa) - Wegen der Entdeckung von DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt am Fundort der getöteten Schülerin Peggy wird mindestens ein Kindsmord erneut geprüft.

„Es gab einen Tod eines neunjährigen Kindes in den neunziger Jahren in Jena und da war Herr Böhnhardt und sein Name schon einmal im Visier und das müssen wir alles viel, viel gründlicher betrachten“, sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). Der stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft Gera, Steffen Flieger, bestätigte eine neue Untersuchung zum Tod des neunjährigen Bernd im Jahr 1993.

Böhnhardt war von einem selbst in Verdacht geratenen Schulfreund des Mordes an dem Kind bezichtigt worden. Der mutmaßliche Terrorist war 1993 wegen des Kindsmordes in Jena vernommen worden, wie Ramelow vor einer Sitzung des Bundesrates sagte. Bislang ist unklar, ob Böhnhardt überhaupt in die Ermordung der beiden Kinder verstrickt war.

Der neunjährige Bernd war im Juli 1993 zunächst verschwunden. Zwölf Tage später war seine Leiche tot am Ufer der Saale in einem Gebüsch gefunden worden. Nach Angaben von Flieger gibt es in diesem Fall keine unausgewerteten DNA-Spuren mehr. Nach den bislang geführten Ermittlungen komme Böhnhardt nicht als Täter in Betracht. „Mord verjährt nicht und deshalb bleiben auch die Spuren, die man gesichert hat, bis zum Schluss aufgehoben“, sagte Flieger. Blutspuren beispielsweise würden tiefgefroren und könnten auch Jahre später noch einmal neu untersucht und mit neuen DNA-Spuren abgeglichen werden.

Wie viele ungeklärte Todesfälle bei Kindern es im Verantwortungsbereich der Staatsanwaltschaft Gera gibt, konnte Flieger nicht sagen. Bekannt ist der Fall der zehnjährigen Ramona Kraus aus Jena-Winzerla, die im August 1996 verschwand. Im Januar 1997 wurden in einem Waldstück bei Eisenach die Leiche des Mädchens und ihr Schulranzen entdeckt.

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