Türkische Gemeinde kritisiert Friedrich

Berlin (dpa) - Unmittelbar vor der Islamkonferenz in Berlin hat die Türkischen Gemeinde in Deutschland Kritik an Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) geübt.

Friedrich wolle die Ergebnisse der Konferenz alleine auf einer Pressekonferenz vorstellen und nicht - wie bisher üblich - mit den muslimischen Verbänden zusammen. „Ich weiß nicht, ob er davor Angst hat, dass die Verbände etwas anderes sagen“, sagte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, Kenan Kolat, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir erleben eine Verstaatlichung der Islamkonferenz, so wird das wahrgenommen.“ Dennoch sagte Kolat: „Ich hoffe, dass der Dialog weitergeht“.

Die umstrittene Koranverteilung durch Salafisten stehe nicht auf der Tagesordnung, werde jedoch angesprochen werden. Konkreten Handlungsbedarf sieht Kolat aber nicht. Die Koranverteilung an sich sei durchaus mit dem Grundgesetz vereinbar. „Wenn es aber Gewaltverherrlichung gibt, wenn es gegen die freiheitlich- demokratische Grundordnung geht, dann gibt es polizeiliche Maßnahmen, wie man dagegen vorgehen kann.“

Wichtig sei, dass Jugendliche nicht Gefahr liefen, diese Ideologie zu übernehmen. „Wir müssen sehr viel mehr in diesem Bereich tun“, meinte Kolat. „Diese Gruppe versucht, auf schwierige Probleme einfache Antworten zu geben, wie Populisten, wie Rassisten.“

Kolat zog eine positive Zwischenbilanz der 2006 ins Leben gerufenen Konferenz, bei der regelmäßig Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen mit Islam-Verbänden und einzelnen Muslimen beraten. „Insgesamt sind wir viel weiter vorangekommen, als ich am Anfang gedacht habe.“ In manchen Bereichen fehle aber eine schlüssige Gesamtstrategie. „Die Islamkonferenz hat das wichtigste Ziel erreicht, nämlich das Thema Islam in die Mitte der Gesellschaft zu bringen.“ Die Vielfalt des muslimischen Lebens in Deutschland sei deutlich geworden.

„Wir sind davon weggekommen, Islam und Terrorismus gleichzusetzen“, sagte Kolat. Konkret habe die Islamkonferenz beim Thema islamischer Religionsunterricht viel vorangetrieben. An mehreren Universitäten seien theologische Fakultäten eingerichtet worden.

Als künftige Schwerpunkte nannte Kolat drei Felder: „Extremismus, Antisemitismus unter Muslimen, Islamfeindlichkeit“. Die Förderung und Koordination von Projekten für Jugendliche sei jetzt vordringlich. „Jedes Projekt macht irgendetwas, aber wir haben keine Gesamtstrategie“. Das Thema Muslimfeindlichkeit sei auf Wunsch der islamischen Verbände auf die Tagesordnung der Konferenz am Donnerstag gesetzt worden. Auch zu den Themen Arbeitsmarkt und Gewalt in der Familie werde es Empfehlungen und Beschlüsse geben.

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