Porträt Tauber: Umstrittener Generalsekretär mit gemischter Bilanz

Berlin (dpa) - Ende 2013 hatte Angela Merkel Peter Tauber zu ihrem Generalsekretär gemacht, weil sie mit dem Netzpolitiker ein Signal an die Jungen in den eigenen Reihen senden wollte. Fünf Jahre später ermöglicht Tauber nun der Parteichefin mit seinem Rückzug, dass sie erneut ein Zeichen an die Jungen geben kann.

Und das zu einer Zeit, in der der CDU-Nachwuchs und der konservative Flügel nach dem Desaster bei der Bundestagswahl besonders laut nach personeller Erneuerung rufen.

Formell ist der 43-jährige Tauber bis Dezember als Generalsekretär gewählt. Doch schon vor der Bundestagswahl habe er der Kanzlerin signalisiert, dass er nur bis zum Abschluss einer Regierungsbildung im Amt bleiben wolle, heißt es in der CDU. Vier Jahre als Parteimanager seien genug, hatte der passionierte Marathonläufer Merkel deutlich gemacht.

Die Arbeit war kräftezehrend: In jedem Amtsjahr besuchte Tauber über 100 Kreisverbände. Unter dem Motto „Jünger, weiblicher, bunter“ brachte er eine Parteireform auf den Weg, die nun sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin weiter umsetzen muss. Die CDU hat wie fast alle Volksparteien mit einer Vergreisung zu kämpfen, auch wenn es 2017 erstmals seit 2003 wieder mehr Eintritte als Austritte gab.

Vor allem den sehr Konservativen in der CDU war Tauber, Historiker und Oberleutnant der Reserve, schon lange ein Dorn im Auge. Thüringens CDU-Chef Mike Mohring forderte kürzlich schon von einem Nachfolger Taubers, er müsse die Wahrnehmbarkeit der Union auch in einer großen Koalition gewährleisten. Das kam im Adenauerhaus nicht besonders gut an, zumal Tauber zu diesem Zeitpunkt immer noch mit einer lebensgefährlichen Krankheit zu kämpfen hatte.

Andere hielten ihm auch wegen des Slogans „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ einen misslungenen Wahlkampf und Mitverantwortung für das schlechtestes CDU-Ergebnis seit 1949 vor. Tauber selbst - der den ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer sein Vorbild nennt - versuchte, die Kritik an sich abperlen zu lassen. Der Generalsekretär werde geschlagen, wenn die Vorsitzende gemeint sei, sagte er dann meist.

Nach der Bundestagswahl musste Tauber wegen einer schweren Darmkrankheit einer Zwangspause einlegen. Seit Anfang Februar ist er zur Reha in der Nähe seines hessischen Heimatorts Gelnhausen. „Das war eine extrem harte Zeit“, sagte Tauber kürzlich der „Bild am Sonntag“. Ihm habe die fachlich und menschlich hervorragende Begleitung durch Ärzte und Pfleger geholfen, „die vielen guten Wünsche und Nachrichten, und mein Glaube an Gott“.

Inhaltlich hat der meist leise auftretende Tauber in der CDU einiges bewegt - auch wenn seine Kritiker im vorhalten dürften, dass dies bei den falschen Themen passiert sei. So bemühte er sich um Migranten als Zielgruppe, Anfang 2015 stieß er gegen breitere Widerstände in der Partei eine Debatte über ein Einwanderungsgesetz an - schon im selben Jahr wurde es auf einem CDU-Parteitag beschlossen, nun steht es im Koalitionsvertrag mit der SPD. Wie bei seinem Eintreten für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partner setzte er sich dabei zunächst auch von seiner Chefin Merkel ab.

Dass das Thema Digitalisierung heute in der CDU eine größere Rolle spielt, ist auch mit Taubers Verdienst - er führte neue Formate ein und erhöhte die Erreichbarkeit der Partei via E-Mail.

Doch gerade mit seinen Internet-Aktivitäten hat Tauber gelegentlich auch die eigenen Leute gegen sich aufgebracht. So sorgte er mitten im Wahlkampf 2017 mit einer als respektlos empfundenen Bemerkung über Minijobber bei Twitter für empörte Reaktionen. Im Zusammenhang mit dem Thema Vollbeschäftigung hatte er einem Twitter-Nutzer erwidert: „Wenn Sie was Ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs.“ Tauber musste sich für seine Bemerkung entschuldigen.

Und als Tauber zum Auftakt des Wahljahres 2017 FDP-Chef Christian Lindner in der „Bild am Sonntag“ mit dem damaligen AfD-Vize Alexander Gauland verglich, sorgte er für Empörung beim potenziellen Koalitionspartner. Lindner rede teilweise wie Gauland, sagte er damals. „Der einzige Unterschied besteht darin, dass er statt eines abgewetzten Tweed-Sakkos einen überteuerten Maßanzug trägt.“ Auch in der eigenen Partei kam das bei vielen gar nicht gut an.

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