Syrische Führung: Demonstranten sind Kriminelle

Damaskus (dpa) - Die syrische Führung stellt die Massenproteste gegen das Regime als Angriff krimineller Banden auf die Sicherheitskräfte dar.

Nachdem die Sicherheitskräfte am Samstag 14 Menschen erschossen hatten, die an Begräbnissen für zuvor getötete Demonstranten teilgenommen hatten, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana heute, eine „bewaffnete kriminelle Bande“ habe am Samstag in der Provinz Daraa fünf Angehörige einer Armee-Einheit getötet.

Die Soldaten hätten das Feuer erwidert und zwei der Angreifer erschossen. Andernorts in der Provinz sei ein „Mitglied einer kriminellen Bande“ getötet worden.

Menschenrechtler berichteten, am Samstagabend sei der Vorsitzende der Organisation Komitee für die Verteidigung der demokratischen Freiheiten und der Menschenrechte in Syrien, Daniel Saud, festgenommen worden. „Wir verurteilen die willkürliche Festnahme einer großen Zahl von Regimegegnern, Verfechtern der Demokratie und friedlichen Demonstranten, trotz der Aufhebung des Ausnahmezustandes.“

Präsident Baschar al-Assad hatte am vergangenen Donnerstag offiziell den seit 1963 geltenden Ausnahmezustand aufgehoben. Kritiker des syrischen Regimes haben jedoch bisher keine praktischen Auswirkungen dieser Entscheidung festgestellt.

Die syrische Protestbewegung hatte vor sechs Wochen mit Demonstrationen für demokratische Reformen begonnen. Nachdem mehrere Demonstranten getötet worden waren, änderten sich die Parolen. Jetzt hört man bei den Protestaktionen vor allem den Ruf „Das Volk will den Sturz des Regimes“.

Am vergangenen Freitag waren 112 Demonstranten getötet worden. An den Trauerfeiern für die Getöteten nahmen am Samstag Tausende Menschen teil. In der Ortschaft Dschebla (Provinz Latakia) gingen die Proteste auch in der Nacht noch weiter.

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