Limburg kommt nicht zur Ruhe Schlimmer Verdacht: Kinderpornos bei Kirchenmitarbeiter

Limburg (dpa) - Die Katholiken im Bistum Limburg haben viel mitgemacht in den vergangenen Jahren. Ihr früherer Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wollte 30 Millionen Euro in einen protzigen Bischofssitz verbauen und wurde im März 2014 unter anderem deswegen abberufen.

Dann wurde es ruhiger; der neu berufene Bischof Georg Bätzing ist beliebt. Doch nun erschüttert ein schlimmer Verdacht die Gemeinden: Ein Mitarbeiter des Bistums soll Kinderpornos besessen haben. Werden die Limburger Katholiken auf ihrem Weg hin zu Erneuerung und zu neuem Vertrauen zurückgeworfen?

Bistumssprecher Stephan Schnelle glaubt das nicht. In dem Kinderporno-Fall arbeite das Bistum „ganz glaubwürdig und aktiv“ mit den staatlichen Behörden zusammen. Der verdächtigte Mitarbeiter sei bis auf weiteres freigestellt.

Ingeborg Schillai, Präsidentin der Diözesanversammlung, will noch keine Bilanz ziehen. Was der Verdachtsfall für den Neuanfang im Bistum bedeute, „ist für mich jetzt noch nicht abzusehen“, sagt sie. Die Katholikenvertreterin appelliert aber, den Fall differenziert zu betrachten: „Ein Mitarbeiter steht unter Verdacht, nicht das Bistum Limburg.“ Daher sollten weder die Diözese noch die Kirche in Sippenhaft genommen werden. „Wir stehen im Vertrauen zu unserem Bistum und zu unserem Bischof.“

Vertrauen ist das große Thema der Limburger Diözese. Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hatte es durch seinen Führungsstil und wegen der Kostenexplosion am rund 30 Millionen Euro teuren neuen Amtssitz zu einem großen Teil verspielt. Seit dessen Abberufung im März 2014 arbeitet das Bistum an der Aufarbeitung der Krise und daran, Vertrauen zurückzugewinnen. Es ist dabei bereits ein gutes Stück vorangekommen - auch dank Bischof Bätzing, der zwar erst seit September im Amt ist, aber bereits mit seiner bescheidenen Art kräftig punkten konnte.

So geht der Limburger Bürger Helmut Paffenholz nicht davon aus, dass die Kinderporno-Vorwürfe auf den Bischof zurückfallen. „Er kann ja nicht alle Details seiner Mitarbeiter kennen.“ Bätzing mit seinem offenen, freundlichen und bodenständigen Wesen sei sehr beliebt. Auch deshalb glaubt Paffenholz nicht, dass der Verdachtsfall das Vertrauen in Bistum und Kirche in dem Maße erschüttern werde wie der „Fall Tebartz“.

Eine Frau aus der Limburger Region, die ihren Namen nicht in den Medien lesen will, sieht das anders. Wenn die Vorwürfe gegen den Bistums-Mitarbeiter stimmen, sei das „schlimmer, als 30 Millionen Euro zu verbauen“. Es gehe schließlich um Kinder. Die Frau geht zudem davon aus, dass nun wieder mehr Menschen aus der Kirche austreten werden. Das war nach dem Skandal um Tebartz-van Elst der Fall. Ähnliches vermutet auch Helga Wolf, die aus der Nähe von Limburg kommt. Der Fall werde zudem negative Folgen für das Bistum und seinen Kurs der Erneuerung haben. Das sei schade, da der neue Bischof „nett, gut und offenherzig“ sei.

Bischof Bätzing selbst betont, dem Bistum sei daran gelegen, dass die Vorwürfe gegen den Mitarbeiter aufgeklärt werden. „Es geht uns nicht ums Bistum und Ruhe oder Unruhe, sondern hier geht es darum, wenn da etwas dran ist, es aufzuklären und dann, wenn es strafbar ist, muss es bestraft werden.“

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