Report: Landwirt Rehbock fühlt sich als Opfer

Langwedel (dpa) - Die Mühle von Cord Rehbock rattert. An der Laderampe herrscht geschäftiges Treiben, Sack um Sack wird in Transporter geladen. An dem alten Mühlenbacksteinbau mit vermoostem Dach im niedersächsischen Langwedel prangt unter seinem Namen das Leuchtschild „Mühle und Landhandel“.

Im Dioxin-Skandal steht sein Unternehmen der Futtermittelherstellung und Schweinemast nun bundesweit in den Schlagzeilen. Bei seinen Tieren wurden erstmals auch in geschlachteten Schweinen erhöhte Dioxinwerte nachgewiesen, 140 seiner mehr als 500 Tiere müssen getötet werden.

Die Fette für seine Futtermittel kamen auch vom Hersteller Harles und Jentzsch, wegen dessen „Fettlieferungen“ zeitweise bis zu 5000 Höfe in ganz Deutschland vorsorglich gesperrt wurden. Das von Rehbock hergestellte Tierfutter gelangte auf neun weiteren Höfen im Landkreis Verden in die Schweinetröge.

„Man sucht jetzt einen Sündenbock“, sagt Rehbock sichtlich zerknirscht und angegriffen. „Ich bin ein Opfer.“ An seine Backsteinmühle sind mehrere Silos, Lagertürme und -hallen gebaut. Auf einem Platz im Hof liegen alte Bauteile, dahinter weiden Rinder und Pferde auf dem völlig durchweichten und matschigen Boden.

Ins Interesse rückte seine Firma bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Kreisveterinär Peter Rojem verkündet den Dioxin-Fund bei Schweinen. Nach anfänglichen Irritationen, ob belastetes Schlachtfleisch in den Theken der Supermärkte gelandet ist, schließt am Mittwoch auch das Landwirtschaftsministerium nicht mehr aus, dass das Fleisch in den Handel kam. Seit dem 26. November soll das belastete Futter in die Fresströge gekommen sein. Schlachtungen gab es noch kurz bevor die Behörden Anfang Januar Alarm schlugen.

Rehbock sieht sich nun Anschuldigungen ausgesetzt, die er für unhaltbar hält. So heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium, sein Betrieb habe mehr Fett ins Futter gemischt als üblich. „Der Betrieb hat relativ kleine Mengen Schweine schnell fett gezüchtet“, sagt ein Ministeriumssprecher. Verboten ist das allerdings nicht.

„Das ist einfach Unsinn“, wehrt sich der 49-Jährige, der den über 100 Jahre alten Familienbetrieb seit 1989 leitet. „Das ist definitiv falsch.“ Zudem kritisiert er den Fettlieferanten. Er selbst sei nicht vom Hersteller, sondern erst von den niedersächsischen Behörden Tage später Anfang Januar informiert worden. Wegen der Feiertage sei dies eine ganz kritische Zeit gewesen. Er selbst hätte viel früher reagieren können, hätte der Hersteller ihn über den Dioxin-Nachweis informiert.

Rehbock rechnet nicht nur mit großen wirtschaftlichen Einbußen. „Das größte Problem ist der Imageschaden“, sagt Rehbock. An Entschädigungen glaubt er nicht. „Das ist wohl eher aussichtslos. Vielleicht kann ich das noch in 20 Jahren abarbeiten.“

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