Report: Freudentränen für Rückkehrer aus Tokio

München (dpa) - Nach der Landung flossen Tränen der Erleichterung. „Ich weine vor Freude“, sagt Iris Römer, als sie und ihre Kinder Maximilian Jacob in die Arme schließen können. „Die ganze Angst - endlich!

Der Geschäftsreisende aus Wolfratshausen bei München landete am Samstagabend mit dem ersten Lufthansa-Flug aus Tokio nach dem verheerenden Erdbeben in München. „Ich war einer der glücklichen, die es zum Flughafen geschafft haben“, sagt er. Der vierjährige Nils schaut den Vater mit großen Augen an - er versteht noch nicht genau, was geschehen ist. Der 14-jährigen Fendi aber stehen Angst und Beklemmung noch ins Gesicht geschrieben.

In Tokio seien die Straßen gespenstisch leer gewesen, berichtet Jacob. Im Hotel hätten Menschen in der Lobby geschlafen; im Bahnhof seien Bettenlager aufgebaut gewesen, da es zeitweise keine Züge gab, um die Menschen nach Hause zu bringen. „Als das Erdbeben war, war ich gerade in der Luft“, berichtet er. Er sei aus Sapporo gekommen. „Man hat gesehen von oben, dass ein paar Ölfabriken gebrannt haben, dunkle Wolken“, erzählt er. Nach der Landung mussten die Passagiere noch zwei Stunden im Flugzeug warten, weil die Erde immer noch bebte.

Die Heimkehrer kamen mit dem Flug LH 715, der in Japan am Samstag um 14.49 Uhr Ortszeit mit knapp eineinhalbstündiger Verspätung gestartet war, gegen 19.00 Uhr in München an. Das Flugzeug mit rund 300 Plätzen war nach Angaben von Passagieren zu zwei Dritteln leer. Am Sonntag allerdings waren die insgesamt vier Lufthansa-Maschinen aus Japan praktisch voll. „Einzelne Flüge sind sogar komplett ausgebucht“, sagt Lufthansa-Sprecher Florian Gränzdörffer.

Inzwischen flögen mehr Menschen aus Japan heraus als ins Land hinein. Rund 1400 Menschen kamen mit der Airline nach Deutschland, rund 850 flogen mit drei Maschinen am Sonntag nach Japan, ein Flug entfiel. „Wir hoffen, diesen Flugplan auch am Montag aufrecht halten zu können“, sagte Gränzdörffer. Passagiere sollten sich im Internet über geplante Starts informieren. „Natürlich findet jeden Tag eine Neubewertung des Flugplans im Rahmen der Möglichkeiten statt.“

Zahlreiche Nachbeben und die zerstörte Infrastruktur erschwerten sämtliche Abläufe. Besatzung und Fluggäste brauchten etwa viermal so lang zum Airport wie sonst. „Am Flughafen gibt es nach den Informationen, die wir haben, keine chaotischen Szenen. Es herrscht ruhiger, geordneter Betrieb. Aber die Wege dorthin sind sehr aufwendig.“

Iris Römer berichtet, sie habe bis zuletzt nicht gewusst, ob ihr Partner den Flug bekommen habe. Auch andere Angehörige haben eine schlaflose Nacht hinter sich. Eine Mutter wartet auf ihre 19-jährige Tochter, die in Tokio ein Praktikum machte. „Ich bin froh, wenn sie endlich da ist“, sagt sie. Die Eltern haben den Flug für die Jurastudentin von Deutschland aus umgebucht.

Beinahe glimpflich erlebte der Amerikaner Greg Sherwood das Erdbeben. Er war bereits am Flughafen in Tokio und wartete auf den Heimflug nach Amsterdam. Ihm sei vor der Reise gesagt worden, dass in Japan einmal im Monat die Erde bebe, deshalb habe er keine allzu große Angst gehabt. Erst später habe erfahren, welches Ausmaß dieses Beben hatte. „Ich hätte wohl mehr Angst haben sollen.“

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