Report: Angst vor dem Super-Taifun - „Nichts anderes außer beten“

Manila (dpa) - Für gewöhnlich betet Gilbert Mendoza nicht, bevor er zu Bett geht. Doch in den bangen Stunden vor Ankunft des Super-Taifuns „Haiyan“ auf den Philippinen kniet sich der Familienvater mit seinen vier Kindern hin.

„Es gab nichts anderes, was wir tun konnten, außer beten, dass wir verschont bleiben“, sagt der 49-Jährige aus der Provinz Sorsogon im Osten des Landes am Freitag am Telefon. „Wir haben unser Haus verriegelt und gebetet.“

Nervös gemacht haben ihn die Aufrufe der Regierung im Fernsehen. „Haiyan“ könne katastrophale Schäden hinterlassen, wenn er die philippinischen Inseln erreicht, hieß es. Präsident Benigno Aquino hatte eindringlich an die Einwohner appelliert, die bedrohten Regionen zu verlassen und mit den Behörden zusammenzuarbeiten. „Ich habe in der Vergangenheit schon viele Katastrophen überlebt“, sagt Mendoza, „aber diese Warnungen haben mir wirklich Angst eingejagt“.

Mit mehr als 20 Wirbelstürmen pro Jahr sind die Philippiner sturmerprobt. Doch die Wucht von „Haiyan“ mit Spitzen-Windgeschwindigkeiten von 300 Kilometern pro Stunde lehrt sie das Fürchten. Hunderttausende Menschen in Küstengebieten sowie in von Überschwemmungen und Erdrutschen bedrohten Gebieten flüchteten aus ihren Häusern und suchten Schutz in Notunterkünften.

Zerstörte Blechdächer und Stromleitungen flattern umher, entwurzelte Bäume liegen auf den Straßen - die ersten schweren Folgen von „Haiyan“ waren am Freitag zu beobachten. Aber das wahre Ausmaß der Katastrophe war zunächst nicht zu abzusehen. „Dieser Taifun sprengt wirklich alle Dimensionen“, sagt Wirbelsturm-Experte Michael Padua, Mitarbeiter eines privaten philippinischen Wetterdienstes.

Das unablässige Heulen des Windes zermürbt Violeta Larioma, eine 67 Jahre alte Großmutter aus Ost-Samar. Über diese Provinz brach „Haiyan“ als erstes herein. „Das ist nervenaufreibend“, sagte sie der Nachrichtenseite „Rappler.com“. Wegen ihres Enkels entschloss sie sich, mit dem Kleinen zu fliehen, als sich die Vorboten des Taifuns verstärkten. „Es gab kräftigen Wind und immer wieder Regen, das machte ihm Angst.“

Nun kauert die Großmutter zusammen mit dem Sechsjährigen in einer Notunterkunft im Gebäude einer örtlichen Behörde. Und auch sie muss inzwischen zugeben: „Ich fürchte mich wirklich vor diesem Taifun.“

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