Putin kritisiert geplante Zwangsabgabe auf Zypern-Geld

Moskau (dpa) - Kremlchef Wladimir Putin hat die geplante Zwangsabgabe auf Bankeinlagen in Zypern als „ungerecht, unprofessionell und gefährlich“ kritisiert.

Der russische Präsident habe diese EU-Pläne für eine Rettung Zyperns bei einer Sitzung mit Wirtschaftsexperten beanstandet, teilte der Kreml mit. Reiche Russen und Unternehmen befürchten Milliardenverluste durch die Zwangsabgabe auf ihre zyprischen Bankeinlagen.

„Sagen wir es doch direkt: Das sieht nach einer Beschlagnahme von fremdem Geld aus“, schimpfte Regierungschef Dmitri Medwedew. Das Vorgehen erinnere an kommunistische Methoden zu Sowjetzeiten. Ein solches Beispiel widerspreche marktwirtschaftlichen Prinzipien und einem „normalen unternehmerischen Klima“. Russland müsse nun Konsequenzen ziehen und seine bisherige Position korrigieren, sagte Medwedew der Agentur Interfax zufolge.

Die russische Führung machte deutlich, dass sie sich von der Europäischen Union im Ringen um eine Zypern-Lösung übergangen fühlt. Die Entscheidung der Euroländer sei ohne russische Beteiligung gefallen, kritisierte Finanzminister Anton Siluanow in Moskau. Der EU-Alleingang beeinflusse auch Russlands Entscheidung über einen Kredit für Zypern. 2011 hatte das Riesenreich dem EU-Land 2,5 Milliarden Euro geliehen. Zypern will die Frist für die Rückzahlung von viereinhalb auf fünf Jahre verlängern.

Vizefinanzminister Sergej Schatalow sagte, dass es gerechter wäre, die Gewinne der Bankeinlagen mit einer Sondersteuer zu belegen. Es sei offensichtlich, dass Zypern unter dem Druck der EU diese „erschreckende“ Entscheidung getroffen habe. Der zyprische Finanzminister Michalis Sarris wird an diesem Mittwoch in Moskau zu Gesprächen erwartet.

Die Führung in Moskau will Finanzhilfen für Zypern an Bankeninformationen über Geldeinlagen russischer Unternehmen knüpfen. Der Kreml stört sich daran, dass Kapital in Milliardenhöhe aus Russland abfließt und will erreichen, dass russische Unternehmen das Geld in ihrer Heimat anlegen. Medien berichteten, dass der russische Gasmonopolist Gazprom ebenfalls eine Finanzspritze in Aussicht gestellt habe - im Gegenzug für Rechte zur Gasförderung auf Zypern.

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