Porträt: Putin zieht es zurück in den Kreml

Moskau (dpa) - Als „starker Anführer“ präsentierte sich der machthungrige Wladimir Putin zur Präsidentenwahl in Russland. Nun hat der 59 Jahre alte Ex-Geheimdienstchef nach ersten Wahlergebnissen seinen Weg zurück in eines der mächtigsten Ämter der Welt geschafft.

Wie schon von 2000 bis 2008 übernimmt der Regierungschef mit guten Deutsch-Kenntnissen wieder das Zepter der Macht im flächenmäßig größten Land der Erde. Ungeachtet der zunehmenden Kritik in der Gesellschaft nach seinen inzwischen gut zwölf Jahren an der Macht gilt Putin als angesehenster Politiker Russlands.

Doch der Vollblut-Politiker mit dem scharfen Machtinstinkt steht auch im Ruf, seinen eigenen Weg zu gehen und sich Forderungen nach Reformen nicht einfach zu beugen. Der bisher vor allem von seinen Gegnern als „autoritär“ kritisierte Putin sieht sich längst auch bei Gefolgsleuten Vorwürfen ausgesetzt, er sei beratungsresistent. Zudem agiere er selbstherrlich und vergebe keinem, der ihn verrät oder beleidigt.

Putin selbst und seine zu Zehntausenden zu Manifestationen mobilisierten Unterstützer betonen, dass er dem Riesenreich nach dem Zerfall der Sowjetunion und nach den chaotischen 1990er Jahren mit Hunger, Armut und Rubelabwertung wieder zu Stärke und nationalem Stolz verholfen habe. Im Westen sieht der Ex-Spion oft einen Feind, der es auf die Rohstoffe Russlands abgesehen habe. Der am 7. Oktober 1952 in Leningrad (St. Petersburg) als Sohn einer Arbeiterfamilie geborene Putin machte zunächst eine kommunistisch-sowjetische Karriere. Auf das Jura-Studium folgte die KGB-Spionageschule.

Nach seinem Einsatz als Geheimdienstoffizier in Dresden in den letzten Jahren der DDR arbeitete der Vater zweier Töchter in der Petersburger Stadtverwaltung - bis zu einer Wahlschlappe 1996. Danach machte er Karriere in Moskau unter dem damaligen Präsidenten Boris Jelzin. Er stieg auf zum Chef des gefürchteten Inlandsgeheimdienstes FSB, wurde dann Premier und schließlich Präsident.

Wie sehr es der etwa 1,72 Meter große Putin genießt, im Rampenlicht zu stehen, zeigten seine Auftritte als Judoka, Eishockey-Spieler, Beschützer von Tigern, Leoparden und anderen Raubtieren, als Biker in Lederkluft oder als Reiter und Angler mit freiem Oberkörper. In der Kindheit war er nach eigenen Worten ein „Schlägertyp“.

Kritiker bringen Putin vor allem mit den vielen Schwächen des Landes in Verbindung: Korruption, Justizwillkür und Verletzung von Menschenrechten und Druck auf Medien sowie Gewalt gegen Kritiker. An dem als durchsetzungsstark und schlagfertig geltenden Menschen mit oft derben Sprüchen scheiden sich seit langem die Geister.

Der mit ihm befreundete Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder bejahte einst, dass Putin ein „lupenreiner Demokrat“ sei. Anders sieht das Friedensnobelpreisträger und Ex-Sowjetpräsident Michail Gorbatschow, der Putin zuletzt mehrfach zum Rückzug aufforderte. Putin habe ein schlimmeres Machtmonopol geschaffen als einst die Kommunisten und die demokratischen Institutionen in Russland zerstört.

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