Porträt: Dreifach-Weltmeister Sebastian Vettel

Sao Paulo (dpa) - Der Jüngste. Kein Superlativ bringt den Rennfahrer Sebastian Vettel besser auf den Punkt. Der Hesse hat seine Karriere in der Formel 1 beschleunigt wie niemand zuvor. Seit Sonntag ist er dreifacher Weltmeister - mit gerade einmal 25. Ayrton Senna war sechs Jahre älter, als er diese Marke erreichte.

Michael Schumacher auch. Vettel hat die Altersrekorde seines Sports pulverisiert. Eine Erfolgsstory im Zeitraffer.

„Sebastian ist ein bemerkenswerter junger Mann“, sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner jüngst mit britischem Understatement. „Er hat sich als Fahrer und Mensch immer weiter entwickelt.“ Vettel beruflich: Kaltblütig, entschlossen und extrem fokussiert. Vettel privat: Bodenständig, lebenslustig, humorvoll. „Einzigartig“ nannte Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz den Heppenheimer, der bis zum Stratosphären-Sprung von Felix Baumgartner der wichtigste Marken-Botschafter des Brausekonzerns war.

Dabei führt der Sohn eines Zimmermanns von der Bergstraße abseits der Rennstrecke so gar nicht das hippe Hochglanzleben, das dem jugendlichen Image seines Arbeitgebers entsprechen würde. Vettel wohnt mit Freundin Hanna zurückgezogen in der dörflichen Idylle von Ellighausen in der Schweiz. Er sammelt Beatles-Schallplatten, lässt sich sogar bei Gemeinderatssitzungen sehen. Ein Typ ohne Allüren, der Facebook und Twitter nicht mag.

Seit vergangenem Jahr hat er in seiner umgebauten Mühle einen eigenen Raum für seine rasante wachsende Trophäensammlung. „Die Formel 1 ist zu meinem Job geworden, tagein, tagaus, für mich ist das oftmals eine ganz normale Sache. Aber dieser Raum und die Pokale erinnern mich daran, wie besonders alles ist“, sagte Vettel der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Der Platz aber dürfte bald knapp werden, wenn Vettel seine Erfolgstempo durchhält. Dabei war der Weg nach oben zu Beginn alles andere als einfach. Vater Norbert hatte den Filius als begeisterter Bergrennen-Fahrer mit dem PS-Virus infiziert. Gemeinsam tingelte die Familie oft im Wohnwagen zu Kartrennen, mit Mühe wurde das nötige Kleingeld dafür zusammengekratzt.

Dank Förderern wie Gerhard Noack, der auch schon Michael Schumacher Starthilfe gewährt hatte, rückte Vettel in den Fokus der Red-Bull-Talentschmiede. „Ich habe schon mit 13 den Partner fürs Leben gefunden“, sagte Vettel einmal über seine lange Beziehung zu Red Bull. Der Bub aus Hessen startete durch. In der Formel BMW gewann er 18 von 20 Saisonrennen, der bayerische Autobauer holte ihn als Formel-1-Testfahrer.

Am 17. Juni 2007 betrat Vettel in Indianapolis erstmals die Grand-Prix-Bühne. Als Ersatzmann für Robert Kubica eroberte er im BMW-Sauber mit Rang acht als jüngster Fahrer der Geschichte einen WM-Punkte. Dann purzelten die Rekorde. Der Jüngste auf der Pole Position, der Jüngste auf dem Podium, der jüngste Sieger, der jüngste Weltmeister, der jüngste Doppel-Champion.

Vettel verschiebt Grenzen - und will immer weiter. Jetzt sind es in nur 101 Rennen schon drei Titel. Kumpel Schumacher hat sieben. Für Vettel scheint auch das machbar. „Ich glaube nicht, dass irgendjemand anderes in so kurzer Zeit soviel erreicht hat. Wie weit das noch gehen kann, werden wir sehen“, sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko.

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