Porträt: „Comandante“ Chávez

Caracas (dpa) - Hugo Chávez ist ein Kämpfer. Nie wurde das so klar wie in den vergangenen 15 Monaten. Er kämpfte gegen den Krebs, gegen Gerüchte über seinen baldigen Tod und gegen eine Opposition, die im Wahljahr 2012 einig scheint wie nie zuvor.

Der Ex-Oberstleutnant will eine weitere Amtszeit von sechs Jahren und damit zwei Jahrzehnte an der Macht vollmachen. Das ist in Venezuela seit Anfang des 20. Jahrhunderts keinem Staatschef mehr gelungen. Nur der Diktator Juan Vicente Gómez hielt sich länger - von 1908 bis 1936.

Als Chávez 1999 das Amt antrat, war er mit 44 Jahren der jüngste Präsident des südamerikanischen Landes. Nach der Annahme einer neuen Verfassung gewann Chávez im Jahr 2000 mit klarer Mehrheit erneut die Wahl. 2002 überstand er einen Putsch. 2006 gewann er die nächste Wahl und am Sonntag will er es wieder wissen. Dank einer Verfassungsänderung von 2007 darf der Präsident in Venezuela unbegrenzt oft antreten.

Doch 2011 brachte für den „Primer Mandatario“ eine einschneidende Wende. Im Juni wurde bei ihm Krebs diagnostiziert. Es folgten zwei Operationen auf Kuba, Chemo- und Strahlentherapien. Chávez ließ sich eine Glatze rasieren. Sein Gesicht quoll in Folge der Medikamente stark auf. Dennoch erklärte er sich vor wenigen Monaten als völlig geheilt. Es bleiben Zweifel. Die letzte Wahrheit kennen wohl nur er und die Ärzte.

Chávez kämpft in Venezuela um sein Lebenswerk, die Bolivarische Revolution, mit der er sein eigenwilliges Sozialismus-Modell unumkehrbar machen will. Der für seine stundenlangen Reden bekannte und gefürchtete Chávez regierte in seiner Amtszeit mit Dekreten, enteignete große Multis, schloss Radio- und TV-Stationen und sympathisierte mit den marxistischen FARC-Rebellen in Kolumbien. Die Opposition wirft ihm Versagen vor, doch allen Unkenrufen zum Trotz genießt er vor allem in der armen Bevölkerung hohe Popularität.

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