Neue „Revolution“ aus China: Yuan als Weltwährung

Peking (dpa) - Mit schnellen Schritten hat China begonnen, den Yuan zu einer globalen Währung zu machen.

Zwar dreht sich beim Besuch von Chinas Präsident Hu Jintao am Mittwoch in Washington alles um die Forderung, den Yuan am Markt auszurichten und aufzuwerten, um das US-Handelsdefizit zu senken. Aber der Streit lenkt davon ab, dass China längst dabei ist, Handel und Investitionen in Yuan weltweit zu erleichtern, auch wenn der Wechselkurs weiter kontrolliert wird. Bankexperten sprechen schon von einer „finanziellen Revolution“, die bedeutende Auswirkungen auf die Weltmärkte haben wird.

Das Vorhaben kann eigentlich niemanden überraschen. Es ist die logische Konsequenz aus dem Aufstieg Chinas zum Exportweltmeister und zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt. Selbstbewusst erklärt Hu Jintao, die Tage des US-Dollars als Leitwährung der Welt seien gezählt. Die Angst der Amerikaner vor dem Aufstieg des „Redback“, wie der Yuan im Vergleich zum „Greenback“ genannt wird, ist keineswegs unberechtigt. Während Dollar und Euro in der Krise angeschlagen sind, gehen Finanzexperten davon aus, dass der Yuan schon in wenigen Jahren zur drittgrößten Währung der Welt aufsteigen wird.

Bedarf am Yuan, der auch Renminbi (Volkswährung) genannt wird, gibt es vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern, mit denen China heute 55 Prozent seines Handels betreibt. In drei bis fünf Jahren könnte mindestens die Hälfte dieses Handels in Yuan abgewickelt werden, sagt eine Studie der HSBC-Bank voraus. 2010 waren es erst drei Prozent. Wenn es soweit ist, werden Handelsströme im Wert von fast zwei Billionen Dollar jährlich in Yuan fließen.

Die Vorbereitungen gehen eineinhalb Jahre zurück, als China nur begrenzt die Abwicklung von Handelsgeschäften mit Renminbi erlaubte. Im vergangenen Sommer wurde das Pilotprojekt auf alle Länder und einige hundert chinesische Unternehmen ausgeweitet - im Dezember dann auf fast 70 000. Die Ersparnisse bei Devisentransaktionen, der Wegfall von Wechselkursrisiken und die erwartete Aufwertung machen es attraktiv, vom Dollar zum Yuan zu wechseln.

Als nächsten Schritt erlaubte die Zentralbank in der vergangenen Woche chinesischen Unternehmen erstmals, Investitionen im Ausland in Yuan zu tätigen. „Die laufenden Pilotprogramme zur Abwicklung von Transaktionen bei grenzüberschreitenden Handelsgeschäften und Investitionen in Yuan sind konkrete Schritte, die China als Antwort auf die internationale Finanzkrise ergriffen hat, um Handel und Investitionen zu erleichtern“, sagte Hu Jintao. Es sei ein „ziemlich langer Prozess“, den Yuan zur globalen Währung zu machen. Doch zeige die rasante Entwicklung neu zugelassener Yuan-Transaktionen, wie groß die Nachfrage am Markt sei.

Je mehr Geschäfte in Renminbi abgewickelt werden, umso langsamer wachsen auch die Devisenreserven Chinas. 2010 sind sie um 18,7 Prozent auf 2,85 Billionen Dollar geklettert. Neuerdings wird Exporteuren erlaubt, ihre Deviseneinnahmen auch außerhalb des Landes zu lassen, statt sie sofort umtauschen zu müssen. Seit diesem Monat bietet die Bank of China auch Yuan-Konten in ihren Filialen in New York und Los Angeles an. Westliche Banken wie die HSBC in Hongkong haben solche Dienste bereits im Angebot, aber jetzt will erstmals eine chinesische Staatsbank in den USA einen Hauptumschlagplatz für einen internationalen Yuan etablieren.

Neuerdings werden außerhalb Chinas auch Yuan-Anleihen aufgelegt. Die Nachfrage ist so groß, dass Investoren in Anlehnung an kantonesische Köstlichkeiten von einem „Dim-Sum-Markt“ sprechen. Die Fast-Food-Kette McDonalds, der US-Baumaschinenhersteller Caterpillar oder der Ölmulti BP haben schon Yuan-Anleihen ausgegeben. Ihr Umfang verdoppelte sich 2010 auf mehr als fünf Milliarden Dollar. Selbst die Weltbank gab in diesem Monat erstmals Yuan-Anleihen aus.

Ein Siegeszug des Yuan wird nach Einschätzung der HSBC in wenigen Jahren die Weltmärkte umkrempeln: „Die Internationalisierung wird langfristig bedeutende Auswirkungen auf China und die Weltwirtschaft haben.“

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