Liefert Musik-CD Hinweise auf Morde der Neonazis?

Dresden (dpa) - Hat es möglicherweise in einem Musiktitel aus der rechtsextremen Szene schon vor gut einem Jahr einen Hinweis auf die Mordserie der Neonazis gegeben? Sachsens Landeskriminalamt (LKA) sieht sich zu Unrecht dem Vorwurf ausgesetzt, entsprechende Hinweise übersehen zu haben.

„Ja, wir haben eine CD begutachtet und einige Titel zur Indizierung vorgeschlagen. Der Titel "Döner Killer" befand sich nicht darunter, weil er keine strafrechtlich relevanten Inhalte enthielt“, sagte eine LKA-Sprecherin am Freitag.

Die Sachsen waren damals zur Prüfinstanz geworden, nachdem die Chemnitzer Plattenfirma PC-Records das Album „Adolf Hitler lebt“ mit dem Song „Döner Killer“ veröffentlicht hatte. In dem Lied macht sich eine rechtsextreme Band über die Erfolglosigkeit der Ermittler bei der Aufklärung der Morde an türkisch- und griechischstämmigen Geschäftsleuten lustig. Allerdings gibt es keinen direkten Hinweis auf den Täter, er wird im Liedtext als „Phantom“ beschrieben. Angeblich soll der Song ein Hit in der Szene gewesen sein.

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die rechtsextreme Musikszene, in deren Texten es auch um „Untermenschen“ oder Hitler geht. Wenn Jugendliche in die Fänge Rechtsextremer geraten, geschieht das oft über die Musik rechtsextremer Bands. Nach Angaben des sächsischen Verfassungsschutzes gibt es seit Jahren nirgendwo so viele einschlägige Konzerte wie in Sachsen. Die Bands treten meist im ländlichen Raum auf, laufen konspirativ ab. Meist kommen nur zwischen 100 und 200 Zuhörer, manchmal aber auch mehr als 1000.

Stilistisch reicht das Spektrum rechtsextremer Musik von Punk und Rock über Metal bis hin zu Schlagern. Entlarvend wird es beim Text. Dabei gehen die Neonazis aber systematisch und vorsichtig vor, legen Textstellen mitunter vorher einem Anwalt zur Prüfung vor.

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