Koreanische Goodwill-Gesten bei Asienspielen

Peking/Guangzhou (dpa) - Trotz des bewaffneten Konflikts daheim verbreiten die Athleten aus beiden Koreas bei den Asienspielen in der südchinesischen Stadt Guangzhou eine Atmosphäre des guten Willens.

Der nordkoreanische Granatenangriff auf Südkorea und der folgende Schusswechsel verdeutlicht allerdings die ständige Kriegsgefahr auf der koreanischen Halbinsel, die Südkoreas Bewerbung um die Winterspiele 2018 in Pyeongchang überschattet. Von politischen Animositäten war zwischen den Sportlern aus Nord- und Südkorea allerdings bei den Asienspielen nichts zu spüren.

Zwei Ringer aus dem Norden und Süden Koreas kämpften am Mittwoch gegeneinander. Es gab ein kräftiges Händeschütteln zwischen Yang Chun Song aus Nordkorea und Kim Dai-sung aus dem Süden. Sportlich fair wie immer gingen die beiden Koreaner in der 66-kg-Klasse miteinander um. Alle wollen Politik und Sport trennen - ganz besonders die Koreaner, die als ein Volk auf beiden Seiten der Halbinsel unter der Trennung ihres Vaterlandes seit dem Ende des Koreakrieges 1953 leiden.

„Ich will nicht auf die Politik eingehen“, wies auch der südkoreanische Präsident der asiatischen Ringervereinigung, Kim Chang-kew, die Fragen nach dem Konflikt zurück. „Wir sind hier für den Sport und für diese Asienspiele. Sport sollte nicht mit Krieg oder Frieden verknüpft werden.“ Beide Sportlerdelegationen machten deutlich, dass sie so weiter machen wollen wie bisher.

Die Beziehungen zwischen beiden Seiten waren in Guangzhou gleichwohl von Anfang an etwas schwieriger - anders als noch bei den Asienspielen 2002 im südkoreanischen Busan oder 2006 in Doha. Damals waren die Athleten beider Koreas wie schon bei Olympia in Sydney 2000 oder Athen 2004 bei der Eröffnungsfeier gemeinsam ins Stadion gezogen. Seit dem Regierungswechsel 2008 in Seoul, der die „Sonnenscheinpolitik“ des früheren Präsidenten Kim Dae Jung beendete, hat es das nicht mehr gegeben - auch 2008 nicht in Peking.

Nicht nur die Entwicklung des Atomprogramms in Nordkorea, sondern auch die Versenkung eines südkoreanischen Kriegsschiffes mit 46 Toten im März haben das politische Umfeld für Guangzhou erschwert. Doch auf zwischenmenschlicher Ebene gehen die Sportler unverändert freundlich miteinander um. Überhaupt empfinden Koreaner eine tiefe emotionale Bindung zueinander, die auch fast ein halbes Jahrhundert politische Trennung überstanden hat. Zusätzlich verbindet die Athleten noch die gemeinsame Sportart und der politikfreie Raum solcher Wettkämpfe.

Auch nach dem Bogenschießen der Frauen standen die Goldmedaillen- Gewinnerin Yun Ok-hee aus Südkorea und die Dritte aus Nordkorea, Kwon Un Sil, gemeinsam auf der Siegertreppe, reichten sich freundschaftlich die Hände. „Ich versuche nur, meine beste Leistung zu zeigen“, sagte die Nordkoreanerin auf Fragen nach dem Schusswechsel. Darum habe sie sich nicht gekümmert. Sie habe nur versucht, möglichst gut abzuschneiden - „auch für unseren großen Führer“, durfte die obligatorische Ehrbekundung für den nordkoreanischen Militärführer Kim Jong Il nicht fehlen.

Ihre südkoreanische Kollegin Yun wollte sich gar nicht äußern, sondern nur Fragen nach dem Wettkampf beantworten. Ihr sei die Politik egal, sagte die Goldmedaillengewinnerin. Der Präsident des Medienkomitees des Olympic Councils of Asia (OCA), Manuel Silverio, gab sich zufrieden: „Das OCA appelliert an alle Athleten von beiden Seiten, dass sie zusammen bleiben sollen, um zu zeigen, dass sie hier sind, um im Wettkampf anzutreten, und sich niemals zurückziehen.“ Die Asienspiele seien eine Festival des Sports und hätten mit dem Konflikt auf der koreanischen Halbinsel nichts zu tun.

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