Hintergrund: Warum gilt Zypern als „systemrelevant“?

Brüssel (dpa) - Wenn die Euroretter ihre milliardenschwere Hilfspakete rechtfertigen, dann sprechen sie oft von „Systemrelevanz“. So stützten sie taumelnde Banken und Euro-Krisenländer, weil eine Pleite das gesamte Eurosystem erschüttert hätte.

Auch nach dem Beschluss der Euro-Finanzminister zur Zypernhilfe nannte EU-Währungskommissar Olli Rehn das Land „systemrelevant für die Eurozone“.

Damit meint Rehn allerdings nicht, dass ein Zusammenbruch der zyprischen Wirtschaft Europa in den Abgrund reißen könnte. Denn die Wirtschaftsleistung der kleinen Mittelmeerinsel ist gering: 2011 lag sie nach Angaben der Weltbank bei rund 24,7 Milliarden US-Dollar (rund 18,9 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Griechenlands Wirtschaft ist fast 12 Mal so groß, die Wirtschaft Deutschlands sogar 145 Mal so groß.

Die Zypern-Rettung wird vielmehr als notwendig für den Erhalt der Gemeinschaftswährung der 17 Euro-Staaten gesehen. Jörg Asmussen, Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), erklärte: „Eine Pleite Zyperns und seiner Banken hätte ... indirekte Folgen für die Eurozone als Ganzes - die Sorgen über die Umkehrbarkeit des Euro kämen wieder hoch.“ Und wenn die Märkte - also Investoren und andere Wirtschaftsteilnehmer - am Fortbestehen der Euro-Währung zweifeln, dann ziehen sie wohlmöglich ihr Geld aus Europa ab. Deshalb hatte Rehn in einem „Spiegel“-Interview Anfang März gesagt, jedes Euroland sei systemrelevant. Die Zusage der Euro-Staaten, den Euro zu erhalten, habe die Märkte beruhigt.

Mit der Stabilität der europäischen Gemeinschaftswährung begründet auch der Vertrag zur Einrichtung des Euro-Rettungsschirms ESM die Hilfsaktionen. Gelder dürfen fließen, „wenn dies zur Wahrung der Finanzstabilität des Euro-Währungsgebiets insgesamt und seiner Mitgliedstaaten unabdingbar ist“, heißt es in Artikel 3 des Dokuments.

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