Hintergrund: Gefahr für Eurozone diesmal wohl geringer

Berlin/Frankfurt (dpa) - Athen steckt wieder in der Krise, doch die Eurozone scheint dies recht kaltzulassen - anders als auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise. Einige sehen den Währungsraum sogar gewappnet für einen möglichen Austritt Griechenlands.

So hat nach einem „Spiegel“-Bericht auch die Bundesregierung ihre Haltung zu einem möglichen Euro-Austritt Griechenlands geändert. Sie hält demnach ein Ausscheiden des Krisenlandes inzwischen für verkraftbar. Andere Stimmen sehen jedoch nach wie vor erhebliche Risiken. Was hat sich seit dem Ausbruch der Euro-Schuldenkrise 2010 geändert? Ein Überblick:

DER ESM: Anders als zu Beginn der Krise, als Politiker auf hektischen Gipfeltreffen mit improvisierten Maßnahmen der Probleme Herr zu werden versuchten, verfügt die Eurozone heute über eine Institution, die speziell für die Rettung angeschlagener Mitglieder geschaffen wurde. Der Europäische Stabilitäts-Mechanismus (ESM) kann Staaten im Notfall mit bis zu 500 Milliarden Euro beispringen. Staaten können Hilfen auch beantragen, wenn Kapitallücken im Bankensystem klaffen.

DIE LAGE DER ANDEREN LÄNDER: Neben Griechenland mussten auch Portugal, Irland und Zypern unterstützt werden. Anders als damals gibt es heute aber keine offensichtlichen Sorgenkinder mehr, auf die eine Krise überspringen könnte. Die Lage der Staatsfinanzen in Portugal und Irland hat sich deutlich verbessert, in Spanien wuchs die Wirtschaft zuletzt wieder kräftig. Nur bei den Schwergewichten Frankreich und Italien sind kaum Fortschritte beim Abbau des Haushaltsdefizits und den Strukturreformen zu verzeichnen.

DIE EZB: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Finanzmärkten klar gemacht, dass sie den Euro verteidigen will. Im Juli 2012 erklärte EZB-Präsident Mario Draghi, man werde „alles Erforderliche“ tun, um den Euro zu retten. Seitdem hat die EZB ihre Geldpolitik deutlich gelockert. Die Märkte erwarten, dass die EZB im ersten Quartal 2015 den breit angelegten Kauf von Staatsanleihen verkünden wird.

DAS EUROPÄISCHE BANKENSYSTEM: Beim Ausbruch der Eurozonen-Krise im Jahr 2010 fürchteten die Kapitalmärkte die Folgen einer griechischen Staatspleite für den europäischen Bankensektor. 2012 verzichteten private Gläubiger Griechenlands - darunter auch Banken - auf die Rückzahlung von 100 Milliarden Euro Schulden. Im Vergleich dazu sind Europas Banken heute nicht mehr so stark in Griechenland engagiert.

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