Hintergrund: Die Listen der Neonazis
Berlin (dpa) - Die Behörden haben Listen der Zwickauer Zelle gefunden, auf denen tausende von Namen stehen. Allerdings sind es keine „Todeslisten“, wie die Behörden betonen. Beide Listen waren auf USB-Sticks abgelegt.
Die kürzere mit 88 Posten könnte ein Auszug der längeren mit 10 000 Namen sein. Beide entstanden vermutlich zwischen 2005 und 2007. Ein Überblick:
Liste 1:
- öffentlich bekanntgeworden am Mittwoch, den 16. November
- gefunden in der Zwickauer Wohnung des Trios
- 88 Posten mit Namen, Organisationen und anderen Angaben
- bekannte Politiker: Jerzy Montag (Grünen-Bundestagsabgeordneter), Hans-Peter Uhl (CSU-Abgeordneter)
Liste 2:
- öffentlich bekanntgeworden am Freitag, den 18. November
- rund 10 000 Posten vermerkt
- rund 500 Namen aus Rheinland-Pfalz, darunter Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), Maria Böhmer (CDU, Integrationsbeauftragte der Bundesregierung) und Rainer Brüderle (damaliger FDP-Bundestagsfraktionsvize)
- mehrere Politiker des Schweriner Landtages in Mecklenburg-Vorpommern
- 230 Personen und Institutionen in Sachsen-Anhalt
- rund 330 Datensätze mit Bezug zu Sachsen
- laut Sicherheitsbehörden sind die Daten „willkürlich“ und „telefonbuchartig“ zusammengestellt. Allerdings tauchen Anschlagsorte auf, die auf das Konto des Neonazi-Trios gehen sollen: München (dort wurden 2001 und 2005 insgesamt zwei Männer getötet), Dortmund (dort kam 2006 ein Kioskbesitzer um) und Kassel (dort starb 2006 der Betreiber eines Internetcafes).
- Angaben wie Büroadressen, Telefon- und Faxnummern basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen.