Gewinner und Verlierer der aktuellen Euroschwäche

Frankfurt/Main (dpa) - Die neue Geldflut der Europäischen Zentralbank (EZB) setzt den Euro unter Druck. Am Freitag fiel die Gemeinschaftswährung zwischenzeitlich auf 1,1184 Dollar - und damit auf den niedrigsten Stand seit 2003. Wer profitiert von der Euro-Schwäche und wem tut sie weh?

Gewinner und Verlierer der aktuellen Euroschwäche
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Frankfurt/Main (dpa) - Die neue Geldflut der Europäischen Zentralbank (EZB) setzt den Euro unter Druck. Am Freitag fiel die Gemeinschaftswährung zwischenzeitlich auf 1,1184 Dollar - und damit auf den niedrigsten Stand seit 2003. Wer profitiert von der Euro-Schwäche und wem tut sie weh?

GEWINNER

- Exporteure

Ein schwacher Euro hilft Firmen aus der Eurozone, die Waren außerhalb des Währungsraums verkaufen wollen. Denn ihre Autos oder Maschinen werden auf den Weltmärkten günstiger - etwa in wichtigen Märkten wie Asien oder Amerika. Die Nachfrage nach Produkten „Made in Germany“ oder anderen Euro-Staaten dürfte anziehen.

- Konjunktur

Mehr Exporte = mehr Produktion = mehr Arbeitsplätze. Ganz so einfach geht es in der Praxis nicht, aber der EZB-Kurs zielt auch in diese Richtung. Allein über den Preis werden Unternehmen aus dem Euroraum dank des niedrigen Eurokurses wettbewerbsfähiger. Somit stehen die Chancen gut, dass sie mehr verkaufen und ihre Fabriken besser ausgelastet sind. Das könnte mittelfristig auch neue Arbeitsplätze schaffen. All das bringt die heimische Wirtschaft voran.

- Dax-Konzerne

„Das Milliarden-Geschenk“ titelte das „Handelsblatt“ am Tag der historischen EZB-Entscheidung: Die lockere Geldpolitik der EZB könnte exportstarken deutschen Konzernen nach Berechnungen der Commerzbank im laufenden Jahr zwölf Milliarden Euro zusätzlich an Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in die Kassen spülen - allein weil der Euro gegenüber dem Dollar an Wert verliert. Vom Euroverfall profitieren demnach vor allem jene Firmen, die Rechnungen und Löhne in Euro bezahlen, aber in Dollar abrechnen.

VERLIERER

- Importeure

Wer Waren oder Rohstoffe aus dem Ausland bezieht, muss sich auf höhere Kosten einstellen. Denn wichtige Rohstoffe wie etwa Öl werden international in Dollar gehandelt. Wenn der Euro im Vergleich zum Dollar an Wert verliert, werden solche Importe für Abnehmer im Euroraum tendenziell teurer. Auch das ist von der EZB beabsichtigt: Die Notenbank will so die Inflation nach oben treiben. In Deutschland wäre der Preisrückgang bei Benzin und Heizöl in den vergangenen Wochen noch deutlicher ausgefallen, wenn der Eurokurs nicht so stark nachgegeben hätte.

- Urlauber

Urlaube in der Schweiz oder in die USA werden teurer, wenn der Euro gegenüber anderen wichtigen Währungen an Wert verliert. Nach Berechnungen des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) beträgt die Kaufkraft eines Euro in der Schweiz nur noch etwa 55 Cent. Das heißt: Waren und Dienstleistungen sind dort inzwischen im Schnitt fast doppelt so teuer wie in Deutschland.

Auch für Reisen in andere Nicht-Euroländer wie Großbritannien oder die Türkei müssen Verbraucher tiefer in die Tasche greifen. Auf der anderen Seite wird eine Europareise für Amerikaner oder Chinesen attraktiver.

Verbrauchern aus dem Euroraum rät „Finanztip“-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen auf „Spiegel Online“: „Zum Skilanglauf lieber nach Finnland statt nach Norwegen fahren und lieber Schokolade aus Belgien statt aus der Schweiz einkaufen.“

- Kreditnehmer

Wer beim Abschluss von Kreditverträgen auf Fremdwährungen gesetzt hat, könnte jetzt drauflegen. So bringt der Einbruch des Euro gegenüber dem Schweizer Franken Kommunen in ganz Deutschland in die Bredouille. Einige Städte, Gemeinden und Landkreise hatten wegen vergleichsweise niedriger Zinsen Kredite in Franken aufgenommen. Sie hoffen nun, dass sich der Wechselkurs bis zur Fälligkeit der nächsten Zahlungen wieder beruhigen wird.

- Unternehmen

Für den Ausbau ihrer Geschäfte außerhalb des Euroraums müssen Unternehmen aus dem Euroraum tendenziell mehr Geld in die Hand nehmen. Wer etwa eine Fabrik in China oder in den USA errichten will und dies in der jeweiligen Landeswährung bezahlt, legt in Euro gerechnet künftig drauf.

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