Franzosen in Mali auf dem Vormarsch

Bamako/Kapstadt (dpa) - Die Truppen Malis und Frankreichs können einen weiteren Erfolg verbuchen: Nach der strategisch wichtigen Stadt Gao nahmen die alliierten Streitkräfte auch den historische Wüstenort Timbuktu im Norden Malis ein.

Die Stadt sei seit der Nacht zum Montag unter Kontrolle ihrer Soldaten, meldeten die Regierungen Frankreichs und Malis.

Der schnelle Vormarsch der Verbände ist auch dem Zurückweichen der Islamisten zu verdanken. „Wir sind in Gao auf keinen Widerstand gestoßen; die bewaffneten Gruppen hatten die Stadt bereits verlassen“, sagte der malische Oberst Didier Dakouo am Montag im Radio.

Islamistische Rebellen sollen jedoch in Timbuktu eine Bibliothek mit wertvollen historischen Manuskripten zerstört haben. Die Terroristen hätten das Gebäude des Instituts Ahmed Baba im Zuge des Vormarsches der malischen und französischen Truppen angezündet, sagte der nach Bamako geflohene Bürgermeister Hallé Ousmane Cissé der Nahrichtenagentur dpa unter Berufung auf einen zurückgeblieben Stadtvertreter.

„Das ist eine Katastrophe für Timbuktu und die ganze Menschheit.“ Ein junger Mann, der öffentlich seine Freude über das Vorrücken der Franzosen zum Ausdruck gebracht habe, sei zudem erschossen worden, berichtete der Bürgermeister.

Die Europäische Union will sich mit 50 Millionen Euro am Militäreinsatz in Mali (Afisma) beteiligen. Offiziell will sich die EU-Kommission bei der für Dienstag geplanten internationalen Geberkonferenz in Äthiopien zu dieser Summe verpflichten. Das sagte EU-Entwicklungskommissar Andris Piebalgs am Montag am Rande des Gipfeltreffens der Afrikanischen Union (AU) in Addis Abeba der dpa. Mit dem Geld würden jedoch keine Waffen gekauft, sondern andere Ausgaben wie die Kosten für Transport und medizinische Hilfe bezahlt.

Welche Summe insgesamt für die Finanzierung der Afisma gebraucht wird, ist unklar. „Die bisher genannte Summe von 400 Millionen Dollar (297 Millionen Euro) scheint aber realistisch“, sagte Piebalgs.

Die französisch-malischen Truppen durchkämmten Timbuktu nach Angaben der Präsidentschaft Malis seit der Nacht zum Montag. Über Kämpfe wurde zunächst nichts bekannt. Es müsse nun sichergestellt werden, dass keine feindlichen Islamisten mehr in der Stadt seien, sagte ein Offizier der malischen Armee. In Gao kehrte am Montag bereits Normalität ein: Geschäfte und Behörden waren geöffnet.

Timbuktu, auch „Perle der Wüste“ genannt, liegt rund 700 Kilometer nordöstlich der malischen Hauptstadt Bamako. Neben drei großen Moscheen gibt es in der historischen Wüstenstadt mit 55 000 Einwohnern jahrhundertealte Friedhöfe und Mausoleen. Seit 1988 zählen sie zum Weltkulturerbe der Unesco; 2012 hatten die Islamisten jedoch mehrere geschützte Heiligengräber in der Altstadt zerstört.

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