Skandal um Ofizier Franco A. und die Pistole in Wien

Berlin (dpa) - Der rechtsextreme Oberleutnant Franco A. war am 3. Februar dieses Jahres in Österreich vorübergehend festgenommen worden, als er nach einer versteckten Pistole suchte. Durch die Festnahme flog sein Doppelleben als „syrischer Flüchtling“ auf.

Ein Rechtsberater des Kommandos Streitkräftebasis der Bundeswehr schilderte in einem internen Schreiben an seinen Vorgesetzten am vergangenen Freitag, wie ihm Franco A. den Vorfall in einer inzwischen gelöschten E-Mail vom Februar 2017 geschildert hatte.

Demnach will der Verdächtige in Wien zusammen mit einigen Kameraden einen Ball und im Anschluss noch „einige Bars“ besucht haben. Auf dem Weg zu einer Bar habe er sich „in dem Gebüsch einer Grünanlage erleichtern müssen und dort eine Pistole aufgefunden“. Diese habe er in die Jackentasche gesteckt. Er sei so alkoholisiert und verkatert gewesen, dass er den Fund schlicht vergessen habe. Erst vor der Sicherheitskontrolle im Flughafen habe er sich wieder daran erinnert. Um Probleme zu vermeiden, habe er die Pistole loswerden wollen und in einer Toilette versteckt. Wochen später sei er, weil ihm die Angelegenheit keine Ruhe gelassen habe, nochmals nach Wien geflogen, um die Sache zu „regeln“.

Er habe das Versteck in der Toilette aufgesucht und leer vorgefunden. Offensichtlich sei dort zwischenzeitlich ein Signalgeber angebracht worden, so dass er sich von Polizisten umringt sah. Bislang werde ihm nur unerlaubter Waffenbesitz vorgeworfen.

In dem Brief, den der Rechtsberater an den Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, schickte, heißt es: „Die insgesamt sehr blumig und mit Liebe zum Detail dargebotene „literarische“ Schilderung erschien mir in zwei wesentlichen Punkten nicht glaubhaft. Zum einen, die angeblich aufgefundene Pistole in nüchternem Zustand in der Kleidung nicht bemerkt zu haben, zum anderen die - nicht mehr von Panik beherrschte - Situation Wochen später, die bei nur geringer Anstrengung zu der Überlegung hätte führen müssen, eine Übergabe der Waffe an Behörden zumindest vorher anzukündigen, wenn man schon deswegen eigens wieder nach Wien fliegt.“

Franco A. kannte den Rechtsberater aus den 2014 eingestellten Vorermittlungen zu seiner Abschlussarbeit, in der ein Gutachter rassistische und völkische Ideen festgestellt hatte. In seiner E-Mail vom Februar 2017 bat Franco A. den Rechtsberater nach dessen Angaben um Rat. Er wollte wissen, wie er seine schriftliche Einlassung gegenüber der österreichischen Polizei formulieren sollte. Der Rechtsberater sah sich jetzt nach eigenen Angaben veranlasst, an seinen Vorgesetzten zu schreiben, nachdem er aus den Medien von der Festnahme von Franco A. erfahren hatte.

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