Extra: So lief die Geiselnahme in In Amenas ab

Berlin (dpa) - Die Geiselnahme von In Amenas war keine spontane Aktion nach dem Eingreifen der Franzosen in Mali, sondern von langer Hand professionell geplant.

Hinter der Aktion steht das Kommando „Die mit dem Blut unterschreiben“ des algerischen Dschihad-Führers Mokhtar Belmokhtar, der in der Organisation Al-Kaida im islamischen Maghreb (AQMI) zum „Emir“ aufgestiegen war. Aus Aussagen von Islamisten und befreiten Geiseln ergibt sich folgender Ablauf.

Die Geiselnahme war einem Islamistensprecher zufolge monatelang für den Fall vorbereitet worden, dass Algerien dem Drängen Frankreichs nach Unterstützung im Mali-Krieg nachgibt. Das Kommando war fast zwei Monate vor dem Angriff am Mittwoch einsatzbereit. Es hatte eine genau Kenntnis der Anlage und ihres Funktionierens und verfügte über Armeeuniformen, um ihre Opfer zu täuschen.

Zum Kommando gehörten Männer aus Mali, Ägypten, Algerien, Niger, Mauretanien und Kanada. Ex-Geiseln identifizierten zusätzlich Tunesier und Schwarzafrikaner. Die Täter kamen mit Geländewagen.

Der Angriff begann am Mittwoch mit dem Beschuss eines von Sicherheitskräften begleiteten Busses, der Reisende zum Flughafen von In Amenas bringen sollte. Dabei gab es Opfer. Die Schüsse alarmierten die Beschäftigten. Sie hatten die Anweisung, sich bei einem Angriff dort zu verstecken, wo sie sich befanden.

Die Islamisten brachten das Werk schnell unter Kontrolle. Sie schalteten die Förderung ab und durchsuchten systematisch alle Zimmer der Wohneinheit nach Ausländern. Eine kleine Gendarmerieeinheit vor Ort konnte nicht effektiv eingreifen.

Die algerischen Beschäftigten wurden im Freizeitgebäude der Anlage zusammengetrieben. Beim Angriff der Armeehubschrauber am Donnerstag gerieten sie in Panik und brachen aus. Die Terroristen wurden überrascht und Hunderte - ein Franzose sprach in „Le Monde“ von 400 bis 600 - Geiseln konnten entkommen.

Einige Islamisten waren mit Geiseln in Fahrzeugen auf dem Gelände unterwegs, als die Armeehubschrauber angriffen. Eine unbekannte Anzahl Fahrzeuginsassen wurden getötet. Die algerischen Truppen befreiten die Wohngebäude und umstellten die Industrieanlagen.

Am Freitag wurden befreite Beschäftigte aus In Amenas ausgeflogen. Doch das Drama geht weiter. Im Industriegelände verschanzen sich Islamisten mit einer unbekannten Anzahl Geiseln. Die algerischen Streitkräfte erklären, es würden noch 60 der 132 ausländische Geiseln vermisst. Etwas mehr als 60 Ausländer sowie 573 Algerier seien frei. Wie viele Tote und Verletzte es gab, blieb unklar.

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