Experte: Training wichtig für Passagierrettung

Cuxhaven (dpa) - Nach der Havarie des italienischen Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ stellen sich Fragen zur Sicherheit auf Schiffen mit mehreren Tausend Passagieren. Der Leiter des Havariekommandos in Cuxhaven, Hans-Werner Monsees, betont im dpa-Interview die Notwendigkeit ständigen Trainings:

Wie sehen die Pläne für die Havarie eines Kreuzfahrtschiffes allgemein aus?

Monsees: „Es gibt international abgestimmt Sicherheitspläne. Die Besatzungen sind auf diesen Schiffen besonders geschult dafür, die Passagiere an die Rettungsboote heranzuführen und das Evakuieren des Schiffes möglich zu machen. Das wird trainiert und gehört zum Sicherheitspaket einer jeden Kreuzfahrtreederei.“

Gibt es besondere Maßnahmen, wenn ein Schiff schnell Schlagseite bekommt?

Monsees: „Ja, sicherlich ist es notwendig, die Passagiere schnell zu informieren und an die Rettungsboote heranzuführen. Das ist natürlich in einer Situation, wo eine erhebliche Dynamik besteht, wo auch Panik auftreten kann, sehr schwer. Hier kommt es insbesondere auf die Besatzungsmitglieder an, das auch wirklich professionell durchzuführen.“

Werden Passagiere auf Kreuzfahrtschiffen ausreichend vorbereitet auf solche Notfälle?

Monsees: „International ist vorgeschrieben, dass es Sicherheitseinweisungen gibt. Das muss auch sehr schnell nach Auslaufen eines Schiffes geschehen. Das wird auch sehr ernst genommen in der Kreuzfahrtbranche. Man sieht ja auch manchmal im Fernsehen, dass die Passagiere antreten müssen, dass die Handhabung der Schwimmwesten dargestellt wird, dass man ihnen genau zeigt, wie man einsteigt in die Rettungsboote, dass die Sammelpunkte auf dem Schiff dargestellt werden. Das wird bei längeren Reisen auch wiederholt.“

Haben Sie den Eindruck, dass Kreuzfahrtpassagiere ein ausreichendes Gefahrenbewusstsein haben und die Übungen ernst nehmen?

Monsees: „Manchmal kann man den Eindruck haben, dass die Passagiere das als erstes Unterhaltungsprogramm an Bord empfinden, aber es ist Aufgabe der Schiffsoffiziere zu sagen, das ist ein ganz wichtiger Punkt, das kann irgendwann das Leben retten.“

Kreuzfahrtschiffe werden immer größer. Ist gewährleistet, dass man so viele Passagiere schnell genug von Bord bringen kann?

Monsees: „Es ist eine große Herausforderung, diese Menschen in einer Notsituation so zu führen, dass sie gerettet werden können. Deswegen wird das Sicherheitsmanagement national und international ständig weiterentwickelt. Ganz wichtig ist, dass das Krisenmanagement in den Reedereien vorangetrieben wird.“

Kann man aus der Entfernung schon sagen, dass Fehler gemacht wurden?

Monsees: „Dazu ist es viel zu früh. Die italienischen Behörden werden sicherlich die ganzen Rettungsmaßnahmen untersuchen. Die Schiffsunfalluntersuchung, die nach internationalem Recht vorgesehen ist, wird sich auch das Notfallmanagement anschauen. Aber zu diesem Zeitpunkt wären das alles nur Spekulationen und Mutmaßungen.“

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