Experte für Körpersprache: Wulff nicht überzeugend

Berlin (dpa) - Der Auftritt von Bundespräsident Christian Wulff in ARD und ZDF war nach Einschätzung des Körpersprache-Experten Stefan Verra nicht überzeugend.

Wulffs Körperhaltung und Mimik habe deutlich von Anspannung, Unwohlsein und mangelndem Glauben an sich selbst gezeugt, sagte der Dozent an der Berliner Steinbeis-Hochschule am Mittwochabend der Nachrichtenagentur dpa.

„Sein Kopf wackelte ganz stark nach links und rechts. Auch bei Aussagen, wo er klar sein wollte. Da hat man sofort im Unterbewusstsein 'das glaube ich ihm jetzt nicht'“. Das müsse aber nicht bedeuten, dass Wulff gelogen habe, sagte Verra. „Aber ich meine, er glaubt selber in dem Moment nicht dran.“

Darauf deute auch die Mimik des Bundespräsidenten hin. Wulff habe bei einem Lächeln nur den linken Mundwinkel hoch gezogen und deutlich öfter die linke Augenbraue nach oben gehoben als die rechte. „Wenn die Mimik einseitig ist, dann hat sich das Hirn noch nicht entschieden.“ Deutlich geworden sei das, als Wulff die Freude betonte, die ihm sein Amt mache. „Mir scheint es eher so, als ob er die Freude bemühen muss im Moment, und eigentlich ist es gar kein Spaß.“

Wulff habe sich anscheinend „hochgradig unwohl“ gefühlt, sagte Verra. „Er blinzelte ganz stark. Wenn jemand etwas sagt, und es ist ihm unangenehm vor seinem Gegenüber und er will das Gegenüber sozusagen ausblenden, dann blinzelt man öfter, schaut weg - und das hat Herr Wulff ganz, ganz stark gemacht.“

Zudem diagnostizierte der Experte für Körpersprache bei Wulff ein weiteres Gefühl: Angst. „Ein Mensch, der in die Enge gedrängt wird und Angst verspürt, aktiviert seine Beugemuskulatur. Ein Mensch, der Angst hat, formt sich zu einer Kugel. Daher erklärt sich auch, warum sein Blick ständig nach unten geht, warum seine Schultern weiter vorne sind und seine Hände immer so bei sich sind: Er schützt sich.“

Verra verglich die Körpersprache Wulffs im Interview am Mittwoch mit der Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten und seiner öffentlichen Erklärung im Dezember. Im Vergleich dazu seien seine Bewegungen am Mittwoch viel gedämpfter gewesen. „Er wird immer zerknirschter, fällt immer mehr zusammen, wird immer kleiner“, analysierte der Experte.

Die Körpersprache Wulffs sei vor allem auf seinen momentanen körperlichen Zustand zurückzuführen, sagte Verra. „Ich vermute, dass dieser mittlerweile wochenlange Gegenwind aus der Öffentlichkeit seinen Tribut zollt.“ Wulff sei „am Limit“, sagte der Experte: „Ich interpretiere, dass der Herr Wulff zur Zeit schlecht schläft.“

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