Experte beklagt fehlenden Sachverstand im Aufsichtsrat

Berlin (dpa) - Angesichts des Debakels um den Hauptstadtflughafen hat der Wirtschaftsrechtsexperte Michael Adams fehlenden Sachverstand im Aufsichtsrat der Betreibergesellschaft beklagt.

„Man hätte dort wirklich von Anfang an auf Sachverstand statt auf Staatsführungskunst setzen müssen“, sagte Adams, Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Hamburg, am Dienstag im „Deutschlandradio Kultur“. „Das ist meiner Meinung nach der entscheidende Fehler.“

Zwar benötige man im Aufsichtsrat eines solchen öffentlichen Großbauprojekts auch Politiker, doch noch wichtiger sei der Sachverstand von Ingenieuren, die den Vorstand kontrollierten. „In der Privatwirtschaft würde keiner riskieren, so etwas zu machen. Das Unternehmen wäre natürlich dann auch finanziell erledigt. Und das kann eben nicht auf den Steuerzahler zugehen und nachher in dessen Taschen greifen.“ Das Flughafenprojekt scheine darin anderen Großprojekten wie der Hamburger Elbphilharmonie zu ähneln. „Anstatt bis zum Ende durchzuplanen, bis auf 90 Prozent genau, hat man begonnen und dann darauf vertraut, die Steuerzahler und diejenigen, die von Einsparungen betroffen sind, machen es mit.“

Die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens war wegen Baumängeln erneut verschoben worden. Die drei Gesellschafter sind die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund. An den Schaltstellen im Aufsichtsrat der Betreibergesellschaft sitzen Politiker. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit will nach massiver Kritik als Flughafen-Aufsichtsratschef zurücktreten, sein Nachfolger soll Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (beide SPD) werden.

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