Deutscher Urlauber gerät zwischen die Fronten

Hammamet/Berlin (dpa) - Der deutsche Rentner Hans-Joachim Habermann ist bei Protesten im tunesischen Badeort Hammamet zwischen die Fronten geraten und leicht verletzt worden. Der 73-Jährige aus Frankfurt am Main verbringt regelmäßig den Winter in Tunesien.

Dieses Jahr aber erlebte er statt Sonne und Erholung vor allem Zorn und Proteste. Der frühere Lehrer berichtet der Nachrichtenagentur dpa, was ihm geschehen ist.

Herr Habermann, was haben Sie erlebt?

Habermann: „Vor einigen Tagen hat sich eine Demonstration von etwa 2000 bis 3000 Leuten hier in Hammamet zusammengefunden. Menschen sind durch die Innenstadt marschiert, skandierend in arabisch, aber relativ friedlich. Dann aber kamen sie an der Polizeistation an, die in der Nähe unseres Hotels ist. Und dort hat die Polizei Tränengas eingesetzt - ich war auch da unten, ich war mittendrin. Die ganze Sache eskalierte. Es wurde auch jemand erschossen. Ein Teil der Polizeistation wurde angezündet. Ein Wagen wurde angezündet. Schräg gegenüber ist das alte Rathaus von Hammamet - und da wurden die Akten rausgeworfen. Gleich nebendran ist eine Bank, auch sie wurde in Brand gesteckt. Die Polizei ging ziemlich brutal vor.“

Ist Ihnen etwas zugestoßen?

Habermann: „Ich wurde durch das Tränengas der Polizei verletzt. Ich bin dann zurück ins Hotel gegangen, habe mir die Augen ausgewaschen. Dann ging es wieder. Die Atembeschwerden gingen auch weg. Es war nicht ganz so schlimm.“

Hatten Sie keine Angst? Warum sind Sie so nah ran gegangen?

Habermann: „Neugier würde ich sagen. Ich wollte einfach gucken, was denn da passiert. Wobei ich auch ein bischen Sympathie für die Demonstranten hatte. Denn ich kenne ja nun langsam dieses Land, und die werden wirklich oder wurden doch sehr schlecht behandelt. Bei den kleinsten Gelegenheiten hat die Polizei zugeschlagen.“

Haben Sie mitbekommen, wie es den Touristen vor Ort geht?

Habermann: „Wir leben direkt in Hammamet. Die meisten Touristen sind aber nicht direkt in der Stadt, die Hotels liegen zwischen zwei und sieben Kilometern entfernt. Ich habe aber einige Touristen kennengelernt. Sie haben fast nichts von dem mitbekommen, was hier passiert ist. Sie haben nur aus der Ferne die Rauchwolken gesehen und sozusagen alles über den Fernseher miterlebt.“

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