AfD-Spitzenpolitiker Der politische Grenzgänger Björn Höcke

Erfurt (dpa) - Der Mann, der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Zwangsjacke aus dem Kanzleramt abführen lassen wollte, spielt oft mit den Ängsten der Menschen. Thüringens AfD-Spitzenpolitiker Björn Höcke (44) ist damit bundesweit bekannt geworden.

Seit Herbst 2014 sitzt der beurlaubte Lehrer im Thüringer Landtag. Als 2015 Hunderttausende Flüchtlinge nach Deutschland kamen, tauchte sein Name nicht mehr nur in den regionalen Zeitungen auf.

Mit dem Thema Flüchtlinge ist die AfD stark geworden - und mit ihr Björn Höcke. Auf Demonstrationen wird er mit „Höcke, Höcke“-Rufen gefeiert. Bei seinem umstrittenen Auftritt am Dienstagabend vor der AfD-Jugend in Dresden begrüßten ihn Anhänger lautstark mit dem Sprechchor „Ehre für Höcke“.

Höcke tritt stets adrett gekleidet auf. Der gebürtige Westfale gilt als zielstrebig. Seiner Partei setzt er ebenfalls ehrgeizige Ziele. Beobachter und Politikwissenschaftler verorten Höcke in seiner Partei rechtsaußen. Für Sachsens Grünen-Chef Jürgen Kasek argumentiert Höcke nach einer hetzerischen und völkischen Rede am Dienstagabend im „Stil des Nationalsozialismus“. Höcke sei im Grunde kein Rechtspopulist mehr.

Der Landesvorsitzende steuert gemeinsam mit seinem Vertrauten, Sachsen-Anhalts AfD-Landeschef André Poggenburg, die parteiinterne rechte Plattform „Der Flügel“. In Höckes Reden geht es oft um „die Heimat“, die es vor negativen Einflüssen zu schützen gilt. Auch gegen die „Altparteien“ wettert er gern. Deren Führungspersonal sieht er als „erbärmliche Apparatschiks“.

Höcke ist Vater von vier Kindern und verheiratet. Der Lehrer für Geschichte und Sport fällt immer wieder mit populistischen Parolen auf. Der Thüringer SPD-Fraktionschef Matthias Hey attestiert: „Björn Höcke probiert unentwegt durch seine verbalen Provokationen, die Grenzen der Zulässigkeit bei parlamentarischen Reden und dem damit verbundenen Wertekanon politischer Debatten auszuloten.“

Nach Ansicht von SPD-Mann Hey hat Höcke zuletzt versucht, „moderater und schaumgebremster aufzutreten“. In Dresden musste er sich nicht sonderlich zurücknehmen. In der Pegida-Hochburg hat ein Mann wie Höcke Beifall sicher.

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