CSU-Politiker hoffen auf Guttenberg-Comeback

Berlin (dpa) - Nach dem Rücktritt von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wegen der Plagiatsaffäre mehren sich Stimmen, die ein baldiges Comeback des einstigen Politstars voraussagen. „Ich hoffe, dass er uns als Politiker erhalten bleibt und die Rückkehr so bald wie möglich stattfinden kann“, sagte der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Peter Uhl, der „Mitteldeutschen Zeitung“.

„Es gab Fälle, in denen sehr viel mehr kriminelle Energie bei Politikern vorhanden war, die dann zurückgekehrt sind, als bei Guttenberg.“

Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Peter Altmaier, sieht Guttenberg in absehbarer Zeit wieder in der Politik. „Die Zahl der politischen Ausnahmetalente ist begrenzt“, sagte er dem Sender n-tv. „Er wird jetzt selbst eine Phase brauchen, um über sich nachzudenken und zu sich zu finden. Anschließend wird er entscheiden, ob er denn wieder in diesem politischen System eine Rolle spielen möchte oder nicht. Wenn er das möchte, wird es die Gelegenheit geben.“

Der Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, Stefan Müller, hält den zurückgetretenen Minister weiter für einen politischen Hoffnungsträger: „Karl-Theodor zu Guttenberg hat Fehler eingestanden und Konsequenzen gezogen. Er hat eine zweite Chance verdient - wir setzen auch in Zukunft auf ihn“, erklärte Müller in Berlin. Parteichef Horst Seehofer hatte schon am Dienstag erklärt, er selbst und die CSU-Spitze wollten alles tun, dass Guttenberg der deutschen Politik und der CSU erhalten bleibe. „Er bleibt einer von uns.“

Der Bonner Politikwissenschaftlers Gerd Langguth geht davon aus, dass Guttenberg nicht lange von der politischen Bühne verschwindet und in etwa drei Jahren zurückkehrt. Er denke, Guttenberg werde Seehofer als bayerischen Ministerpräsidenten oder CSU-Chef beerben wollen, sagte Langguth der „Thüringer Allgemeinen“ (Mittwoch). Seine „honorige Erklärung“ werde die Rückkehr ermöglichen.

Der „Schweriner Volkszeitung“ (Mittwoch) sagte der Politologe: „Der Rücktritt des Ministers ist auch eine schwere Niederlage für Frau Merkel.“ Auch Altmaier räumt ein, die Union habe durch die Affäre Schaden genommen. „Das hat uns durchaus ins Mark getroffen“, sagte er in n-tv.

SPD-Chef Sigmar Gabriel attackierte CDU-Chefin Angela Merkel. „Die Kanzlerin hat den eigentlichen Schaden angerichtet. Angela Merkel hat den Eindruck erweckt, dass Regierungsmitglieder über Recht und Gesetz stehen“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“ (Mittwoch).

Informationen der selben Zeitung zufolge befürchtet die CSU-Spitze nach Guttenbergs Verzicht auf seinen Sitz im Bundestag den Verlust eines Überhangmandats. Juristen prüften nun, ob es für zu Guttenberg einen Nachrücker gibt oder der Sitz verfällt.

Nach Einschätzung der Präsidentin der Universität der Bundeswehr in München zollte Guttenberg mit seinem Rückzug Wissenschaft und Offizieren gleichermaßen Respekt. „Mit dem Rücktritt macht der Minister sehr deutlich, wie bedeutungsvoll die Ethik des wissenschaftlichen Arbeitens ist und wie hoch er auch die Ehre der Offiziere einschätzt“, sagte Merith Niehuss der Nachrichtenagentur dpa. „Unsere Offiziere stehen hier unter erheblichem Druck, gerade die Ehrlichkeit und Ethik des wissenschaftlichen Arbeitens zu beachten.“

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