Hintergrund Amris möglicher Kontaktmann: Was wir wissen - und was nicht

Berlin (dpa) - Am Abend vor dem Terroranschlag trifft sich der Berliner Attentäter Anis Amri zum Essen mit einem wahrscheinlich alten Bekannten. Sie reden intensiv. Doch erzählt Amri dem Mann von seinen Plänen?

Für einen Haftbefehl reicht der Verdacht nicht. Viele Fragen zum möglichen Kontaktmann sind offen. Die Details:

Was wir wissen

DER MANN: Der 26-Jährige stammt aus Tunesien. Er tritt unter mindestens zwei Aliasnamen auf und lebt in einem Flüchtlingsheim in Berlin-Spandau.

VERBINDUNG ZU ANIS AMRI: Die beiden kennen sich laut Bundesanwaltschaft seit Ende 2015. Am Abend vor dem Terroranschlag treffen sie sich zum Essen im Berliner Stadtteil Gesundbrunnen. Sie reden intensiv miteinander.

VORWÜRFE GEGEN IHN: Der Tunesier steht im Verdacht, in die Tat eingebunden gewesen zu sein, zumindest aber von Anschlagsplänen gewusst zu haben. Was man über ihn weiß, reicht allerdings nicht für einen dringenden Tatverdacht und damit einen Haftbefehl aus. Trotzdem wurde ein Haftbefehl gegen ihn erlassen: wegen Leistungsbetrugs. Er soll sich von April bis November 2015 als Asylbewerber in Leipzig, Mettmann und Berlin 2500 Euro erschlichen haben.

SEINE VERGANGENHEIT: Der Mann ist den Ermittlern schon vor längerer Zeit aufgefallen. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin hat schon 2015 wegen Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdeten Gewalttat gegen ihn ermittelt. Man vermutete damals, er habe sich Strengstoff für einen Anschlag beschafft. Unter anderem wurden eine Moschee in Berlin-Charlottenburg und ein Transporter im Ortsteil Britz durchsucht. Das Verfahren wurde im Juni 2016 eingestellt, weil sich der Verdacht nicht erhärtete.

Was wir nicht wissen

KENNTNIS VOM ANSCHLAG: Dazu können die Ermittler noch nichts sagen. Sie erhoffen sich Informationen aus der Auswertung von Handys und anderen Kommunikationsmitteln.

VERBINDUNG ZU AMRI: Nach bisher unbestätigten Informationen von „Süddeutscher Zeitung“, WDR und NDR kamen Amri und der mutmaßliche Kontaktmann 2015 gemeinsam aus Italien nach Deutschland. Amri soll gelegentlich mit in der Spandauer Flüchtlingsunterkunft übernachtet haben. Die beiden sollen auch gemeinsam in die Moschee gegangen sein. In Medienberichten ist sowohl von der „Fussilet 33“-Moschee in Moabit die Rede, die Amri laut Bundesanwaltschaft auch kurz vor dem Anschlag noch besuchte, als auch von der Charlottenburger Moschee, die nach dem Verdacht 2015 durchsucht wurde.

GEFÄHRLICHKEIT: Laut „Süddeutscher Zeitung“, WDR und NDR wurde der Tunesier nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt als „Gefährder“ eingestuft. Das ist bisher allerdings nicht bestätigt. Berliner Behörden verweisen in dieser Frage auf die Bundesanwaltschaft. Der 26-Jährige fiel dem Bericht zufolge schon früh als radikaler Salafist auf. Er wurde sowohl in Berlin als auch in Leipzig observiert. Laut „Bild“ wurde er erst im November 2016 wegen Diebstahls mit Waffen zu einer siebenmonatigen Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt. Auch das ist noch nicht offiziell bestätigt.

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