2:1 gegen Kanada: Guter WM-Start für DFB-Frauen

Berlin (dpa) - Erleichterung beim Titelverteidiger, Euphorie beim Publikum: Mit einem 2:1 (2:0)-Sieg gegen Kanada haben Deutschlands Fußball-Frauen bei der Heim-WM Kurs auf den Titel-Hattrick genommen und die tolle Stimmung im Gastgeberland weiter angeheizt.

Kerstin Garefrekes (10. Minute) und Celia Okoyino da Mbabi (42.) sorgten am Sonntag vor der europäischen Rekordkulisse von 73 680 Zuschauern im Berliner Olympiastadion für die Treffer des zweifachen Champions, der sich an die Spitze der Gruppe A setzte.

Mit einem Freistoßtor verkürzte Christine Sinclair (82.) für Kanada und fügte der DFB-Elf damit das erste WM-Gegentor seit 679 Minuten zu. Danach wäre es fast noch einmal eng geworden. Im zweiten Vorrundenspiel trifft die DFB-Elf am Donnerstag (20.45 Uhr) in Frankfurt auf Afrika-Meister Nigeria, der zum Turnierstart in Sinsheim mit 0:1 gegen Frankreich verlor.

„In der 2. Halbzeit haben wir vergessen, das Tor zu machen. Dann wird es halt noch einmal gefährlich, wenn kurz vor Schluss das 2:1 fällt“, bilanzierte Bundestrainerin Silvia Neid. Sie war nicht rundum zufrieden: „Am Ende hätte es auch 2:2 ausgehen können. Deshalb bin ich erstmal froh, dass wir noch gewonnen haben. Es war ein verrücktes Spiel.“

Allen voran Garefrekes „sündigte“ bei den Torchancen und verpasste völlig freistehend in der 66. Minute die mögliche Vorentscheidung. „Da habe ich eine tausendprozentige Chance vergeigt, das ist kein schönes Gefühl. Sowas kann auch mal nach hinten losgehen“, sagte die Frankfurterin, die wegen ihrer überragenden Leistung dennoch zur Spielerin des Spiels gekürt wurde.

„Der Auftakt in ein großes Turnier ist bekanntlich nicht immer leicht und deshalb bin ich sehr froh, dass unserer Mannschaft ein solch guter Start in die WM gelungen ist“, betonte DFB-Präsident Theo Zwanziger.

Vor einem erwartungsvollen Publikum, darunter Bundespräsident Christian Wulff und Kanzlerin Angela Merkel, bot das DFB-Team gegen den Weltranglisten-Sechsten eine über weite Strecken überzeugende Vorstellung, verpasste aber einen höheren Erfolg. „Der Sieg der deutschen Mannschaft ist das i-Tüpfelchen auf diesen Tag. Ich bin ganz sicher, dass sich nun der Funke der Begeisterung in allen Stadien entzündet und über die Spielorte ins ganze Land getragen wird“, freute sich OK-Chefin Steffi Jones. Neid machte dem Publikum ein großes Kompliment: „Die Stimmung war fantastisch und hat meine Erwartungen übertroffen.“

Pluspunkte sammelte zum Turnierstart vor allem Okoyino da Mbabi, die sich einen Tag vor ihrem 23. Geburtstag mit ihrem ersten WM-Treffer ein vorzeitiges Geschenk bereitete. Mit ihrer Schnelligkeit in der Spitze übertraf sie Rekord-Nationalspielerin Birgit Prinz deutlich an Wirkung. In ihrem 23. WM-Spiel, womit sie Bettina Wiegmann als deutsche Nummer eins ablöste, wirkte die in diesem Jahr im DFB-Trikot noch torlose Frankfurterin glücklos. Nach 56 Minuten machte Prinz Platz für Jungstar Alexandra Popp. „Es war sicher nicht unsere Top-Leistung. Wir werden und müssen uns steigern“, sagte Prinz.

Mit ihrer Aufstellung hatte Trainerin Neid für eine Überraschung gesorgt. Die 47-Jährige ließ Sturmführerin Inka Grings zunächst auf der Bank und bot dafür Okoyino da Mbabi auf. Die 22-Jährige wechselte sich mit der elf Jahre älteren Prinz in der Spitze ab. Melanie Behringer rückte in der Startelf auf die linke Seite.

Die deutsche Elf startete ohne Bammel vor der großen Kulisse und spielte von Beginn an schwungvoll nach vorne, die erste Chance bot sich aber den Gästen. In der 6. Minute lief Torjägerin Sinclair nach Simone Laudehrs Fehler allein auf das deutsche Tor zu, zielte aber zu hoch. Doch schon kurz darauf schwappte nach dem 1:0 durch Garefrekes erneut die „La Ola“-Welle durchs weite Rund. Nach Babett Peters Flanke war die Frankfurterin per Kopf zu ihrem 42. Länderspiel-Treffer erfolgreich.

Doch die offensiv eingestellten Kanadierinnen zeigten sich wenig beeindruckt und spielten weiter mutig nach vorne. In der 29. Minute verpasste Diana Matheson mit einem Distanzschuss den möglichen Ausgleich. In der Schlussphase der ersten Halbzeit zogen die Gastgeberinnen die Zügel aber noch einmal an. Drei Minuten vor der Pause zog Okoyino da Mbabi kurz hinter der Mittellinie mit dem Ball los und vollstreckte eiskalt zum vorentscheidenden 2:0.

Nach dem Seitenwechsel stand das Geschehen ganz im Zeichen der DFB-Elf, die allerdings geradezu verschwenderisch mit ihren Torchancen umging. In der 57. Minute zögerte Garefrekes zu lange, neun Minuten später jagte sie ein Zuspiel von Popp über das leere Tor.

Nachdem Laudehr (77.) Pech bei einem Lattenschuss hatte, schlug Kanadas Top-Star Sinclair zu - und es wurde noch mal sehr spannend. Dabei hatte sie sich bereits zu Beginn der zweiten Halbzeit die Nase im Zweikampf mit Babett Peter gebrochen. „Ich wollte sie eigentlich auswechseln, aber sie wollte unbedingt weiterspielen“, berichtete Trainerin Carolina Morace.

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